03.06.2019

3D-Druck für Raketentriebwerke

Fertigungsverfahren für schnell rotierende Bauteile im Test.

Im Projekt SeLEC – Selective Laser Melting – von Komponenten für Raketen­triebwerke haben Wissen­schaftler des Instituts für Werkstoff-Forschung und des Instituts für Raumfahrtantriebe des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrtein schnell rotierendes, im metallischen 3D-Druck gefertigtes Pumpen­bauteil für Flüssigkeits­raketen­triebwerke erfolgreich entwickelt und getestet. Die Turbo­maschinen sind unab­dingbare Kompo­nenten für ein effizientes Flüssigkeits­triebwerk. Sie fördern den Treibstoff und erzeugen einen hohen Brenn­kammerdruck – beides wird durch ein schnell rotierendes Pumpen­laufrad, den Impeller, erreicht.

Abb.: Teststand für Triebwerks-Komponenten aus dem 3D-Drucker. (Bild:...
Abb.: Teststand für Triebwerks-Komponenten aus dem 3D-Drucker. (Bild: Schenck-Rotec GmbH)

„Ziel dieser Kooperation war es, die Auslegung der Bauteil­geometrie eines Impellers mit einem zukunfts­weisenden Fertigungs­verfahren zu realisieren“, erklärte DLR-Forscher Wolfgang Kitsche. Der Pumpen­impeller, als Hauptkomponente im Treibstoff­fördersystem eines Raketentriebwerks, muss dabei den Anforderungen eines späteren Flüssigkeits­triebwerks für Raketen­oberstufen gerecht werden. Dabei untersuchten die Wissenschaftler, wie sich dynamische Kräfte auf das gedruckte Bauteil auswirken, wie sich Titan­legierungen als Werkstoff bei dieser Verwendung bewährt und ob der additive Herstellungs­prozess für schnell rotierende Bauteile geeignet ist.

Mit diesem zukunfts­weisenden Fertigungs­verfahren können schnell rotierende hochbelastete Bauteile in einem Stück und ohne innere Stütz­strukturen hergestellt werden. „Im Rahmen von SeLEC haben wir eine komplette Fertigungskette mit einer speziellen Baustrategie entwickelt, um die inneren Kanäle des Impellers ohne Stütz­strukturen zu drucken“, erläuterte Guillermo Requena, Abteilungs­leiter Metallische Strukturen und Hybride Werkstoff­systeme, vom DLR-Institut für Werkstoff-Forschung. „Diese Erkenntnisse, insbesondere das Drucken ohne innere Stütz­strukturen, sind sehr wertvoll für die Weiter­entwicklung diverser anderer Bauteile im 3D-Metalldruck.“

Metallische 3D-Druck­verfahren wie das Selektive Laserschmelzen (SLM) gehören zu den additiven Verfahren und bieten gegenüber den konven­tionellen Fertigungs­verfahren und der herkömmlichen Bauweise gleich mehrere Vorteile für das Design des Impellers. So kann dieser gedruckt aus einem Stück bestehen und besitzt somit nicht die typischen Schwachstellen, die ein aus mehreren Komponenten zusammen gelötetes oder geschweißtes Bauteil aufweisen würde. Auch erhoffen sich die Forscher, mit dem metallischen Drucken neue Geometrien von Bauteilen umsetzen zu können, die langfristig die Konstruktion eines kosten- und leistungs­effizienteren Triebwerks ermöglichen.

Der 3D-Druck im Pulverbett mit dem SLM-Verfahren ermöglicht heraus­ragende Vorteile bei der Fertigung von Bauteilen mit inneren Kanälen und Hohlräumen. Der mit einer Deckscheibe geschlossene Pumpen­impeller mit seinen inneren Strömungskanälen war daher ein ideales Entwicklungsobjekt für diese Fertigungs­verfahren. Die besondere Herausforderung war in diesem Fall das Drucken des Bauteils ohne innere Stütz­strukturen, die normalerweise unumgänglich sind, um Bereiche wie die Deckflächen der inneren Hohlräume auf dem Pulver aufzubauen. Hierzu wurden verschiedene Fertigungs­strategien mit unter­schiedlichen Bauorien­tierungen und Stützstruktur­strategien, einem geeigneten Post-Processing sowie die resultierenden Material­eigenschaften untersucht.

Als Werkstoff wurde bei der Fertigung die Legierung Titan-6-Aluminium-4-Vanadium gewählt, die die Anforderungen an dieses rotierende Bauteil sehr gut erfüllt. Das Vanadium bietet im Verhältnis zum Gewicht eine hohe Festigkeit, und es können hohe Drehzahlen im Verhältnis zur Baugröße erreicht werden. Die Erfahrung mit 3D-gedrucktem Titan sind in der Pumpen­technologie noch nicht weit verbreitet und konnten in diesem Projekt erfolgreich ausgebaut werden.

Im Auftrag des DLR führte die Firma Schenck-RoTec in Darmstadt Unwucht­messungen und Schleuder­versuche mit 3D-gedruckten Impellern durch, bei denen während des Testlaufs Deformationsmessungen an den Bauteilen möglich waren. Mittels dieser Schleudertests wurden sowohl die komplexe Bauteil­geometrie als auch das Fertigungs­verfahren des Impellers qualifiziert. Für die vorangegangene Struktura­nalyse wurden die Werkstoff­parameter durch uniaxiale Vorversuche ermittelt. Sie ließ eine Bruch­drehzahl von 160.000 Umdrehungen pro Minute erwarten. Nachdem das Bauteil mehrfach oberhalb dieser Drehzahl geschleudert wurde, kamen die Wissen­schaftler zu dem Fazit, dass mit SLM gedrucktes Titan-6-Aluminium-4-Vanadium sehr gut für solche schnell rotierenden Bauteile geeignet ist.

DLR / JOL

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