3D-Scanner sichert Spuren schneller
Am Tatort sichert ein tragbarer Scanner Spuren innerhalb von Sekunden.
Finden die Kommissare bei einem sonntäglichen Fernseh-Tatort eine Leiche, so sammelt die Spurensicherung DNA-Proben, sichert Fingerabdrücke, macht Fotos und gießt Schuhabdrücke, Reifenspuren oder andere Spuren mit Gips aus. Ganz ähnlich funktioniert auch die tatsächliche Spurensicherung bei der Kriminalpolizei. Doch der Informationsgehalt von Fotos ist beschränkt – man kann beispielsweise keine Tiefeninformationen daraus ableiten. Auch das Ausgipsen von Schuhabdrücken hat seine Grenzen: Zum einen ist die Spur nach dem Ausgipsen zerstört. Zum anderen braucht der Gips seine Zeit um auszuhärten, insbesondere in einer nassen oder kalten Umgebung härtet er nur schwer aus. Ein tragbarer „3DF-Scanner“ ermöglicht nun, die Spuren einfach, schnell und zerstörungsfrei zu sichern. Entwickelt haben ihn Forscher aus dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF gemeinsam mit Industriepartnern.
„Der Scanner erfasst die Spuren in drei Dimensionen“, sagt Roland Ramm. „Mit nur 4,3 Kilogramm ist er sehr leicht, batteriebetrieben und robust gegen Witterung und Temperatur. Zudem arbeitet er berührungslos, die Spur ist also nach dem Scannen noch intakt.“ Selbst kleinste Merkmale kann das Gerät zuverlässig erkennen, seine Auflösung liegt unter 200 Mikrometern. Denn wichtiger als etwa die Schuhgröße oder -marke sind beispielsweise kleine Kratzer im Schuhprofil, über den die Kriminalpolizei einen Schuhabdruck eindeutig einem ganz bestimmten Schuh zuordnen kann.
Im Einsatz hält die Spurensicherung das Gerät über die Spur, beispielsweise den Schuhabdruck, und startet die Aufnahme. Zeitgleich macht eine am Scanner befestigte Kamera ein Foto. Ein paar Sekunden später sieht der Nutzer auf dem integrierten Display ein Vorschaubild. Auf diesem kann er erkennen, ob der Bildausschnitt passt, das Bild scharf ist und erhält bereits erste Ergebnisse. Die Detailauswertung folgt im Präsidium, denn üblicherweise wird sie von anderen Kollegen, wie Trassologen, durchgeführt. Hier lassen sich dann beispielsweise die Länge eines Abdrucks oder die Tiefe des Schuhprofils analysieren, sowie Vergleiche mit Spuren anderer Tatorte oder einem Täter durchführen.
Um die Spuren dreidimensional vermessen zu können, haben die Forscher auf die Musterprojektion gesetzt. Zwei Kameras, die mit leicht unterschiedlichen Blickwinkeln auf die Spur schauen, nehmen jeweils ein Bild auf, während ein kleiner Projektor ein Streifenmuster auf die Spur strahlt. Anhand der Deformierung des aufgestrahlten Musters lassen sich geometrische Aussagen treffen. Die Messunsicherheit beträgt dabei lediglich zwanzig bis hundert Mikrometer. Die Aussagekraft der Daten ist somit mindestens genauso hoch wie die von Daten, die über das Ausgipsen gewonnen werden – wenn nicht sogar höher.
Mittlerweile wird das Gerät von der italienischen Firma Gexcel vermarktet, die auch die passende Auswertesoftware anbietet. Interessierte Polizeibehörden können den tragbaren 3D-Scanner zu Testzwecken auch vom Fraunhofer IOF ausleihen.
Fh.-IOF / JOL