17.12.2007

40 Jahre Kontrollzentrum ESOC

Seit ihrer Gründung 1967 hat die Mannschaft des European Space Operations Centre (ESOC) in Darmstadt über 50 Satelliten und Sonden der ESA durchs All manövriert und überwacht.

40 Jahre Kontrollzentrum ESOC

Darmstadt (dpa) - Auf ihrer nächsten Expedition zum Mars wollen Europas Raumforscher eine der grundlegendsten Fragen menschlicher Existenz beantworten: Sind wir alleine im Universum, oder gibt es auch andernorts Leben? 2014 soll ein Roboter der Europäischen Weltraumorganisation ESA zwei Meter tief in die Oberfläche des Roten Planeten graben. «Wenn wir mit ExoMars tatsächlich auf Leben stoßen, würde das einen riesigen Unterschied machen für die Religion, die Philosophie, die Kunst, für unser gesamtes Weltbild», sagt Michael McKay, Leiter der Erforschungsmissionen beim Raumflugkontrollzentrum ESOC in Darmstadt.

McKay und seine Kollegen werden auf der sieben Monate langen Anreise zum Nachbarplaneten zwar nicht dabei sein - aber sie steuern den Satelliten von Darmstadt aus und übernehmen alle Manöver, die ExoMars in seine endgültige Umlaufbahn bringen. Seit ihrer Gründung 1967 hat die Mannschaft des ESOC (European Space Operations Centre) über 50 Satelliten und Sonden der ESA durchs All manövriert und überwacht. Darunter waren wissenschaftliche Missionen wie Huygens zum Mond Titan und Satelliten wie Meteosat, die die Wettervorhersagen verbessern. Aber auch Umwelt- und Erdbeobachtungssatelliten wie Envisat, der die Entwicklung des Ozonlochs oder der Treibhausgaskonzentration beobachtet. An diesem Dienstag (18.12.) feiert das Kontrollzentrum der ESA in Darmstadt sein 40-jähriges Bestehen.

Als der damalige Bundesforschungsminister Gerhard Stoltenberg das ESOC 1967 eröffnete, machten sich zunächst 95 Mitarbeiter an die Aufbauarbeit. Und sie hatten einiges aufzuholen: Es waren bereits zehn Jahre vergangen, seit die Sowjetunion mit dem Start von Sputnik 2 mit der Hündin Laika an Bord das Zeitalter der Raumfahrt eingeläutet hatte.

Inzwischen beschäftigt das Kontrollzentrum 800 Menschen, von denen 260 direkt bei der ESA angestellt sind. Es hat ein Jahresbudget von 170 Millionen Euro. Und: Die ESA hat mächtig an Selbstbewusstsein gewonnen. «Europa ist eine Raumfahrtmacht», sagt ESA-Chef Jean-Jacques Dordain. Der Franzose schwärmt: «Wir sind erfolgreiche Eroberer. Wir erkunden die Erde, erforschen mit Raumsonden Mond, Mars, Venus und bald auch den Merkur. Wir landeten als erste auf dem Saturnmond Titan. Und wir dringen mit fantastischen astronomischen Missionen, wie den im kommenden Jahr startenden Teleskopen Planck und Herschel, in die Tiefen des Universums vor.»

Trotz all der Erfolge: In der Geschichte des ESOC gab es auch unrühmliche Momente. Dazu gehört etwa der Verlust des Marsroboters «Beagle 2». Er war Ende 2003 von der Raumsonde «Mars-Express» ausgesetzt worden und hatte niemals ein Signal gesendet. Auch an den Absturz des 136 Millionen Euro teuren Polarforschungs-Satelliten Cryosat im Oktober 2005 ins Eismeer bei Grönland denkt man in Darmstadt nur ungern zurück. Auch wenn der Fehler nicht beim ESOC lag: In den Flugdaten der russischen Trägerrakete Rockot war ein Detail falsch programmiert worden. Cryosat sollte Erkenntnisse über die Erderwärmung liefern. Ein Nachfolger soll 2009 starten.

Nach McKays Worten steuert das ESOC zur Zeit 16 Satelliten und Sonden. Viele sind langjährige Forschungsmissionen in bislang unbekannte Gegenden des Weltalls. So soll der 2004 gestartete Kometenjäger «Rosetta» erst 2014 sein Ziel erreichen, den Kometen Tschurjumow-Gerassimenko, um ihn dann ein Jahr lang auf seinem 135 000 Kilometer pro Stunde schnellen Flug in Richtung des inneren Sonnensystems zu folgen und dabei Erkenntnisse über die Anfänge des Planetensystems zu liefern.

Langfristiges Ziel der Europäer ist ein bemannter Flug zum Mars. Auf dem Weg dorthin wird es aber noch einige Roboter-Missionen geben. McKay kann sich vorstellen, das Ziel 2030 zu erreichen - allerdings nicht alleine, sondern zusammen mit den Partnern und Konkurrenten der anderen Raumfahrtmächte. Und dass sei auch gut so: «Wir untersuchen das Universum als Menschen, nicht als Europäer, Amerikaner oder Russen», sagt der Ire. Die industriellen Interessen und der Stolz einzelner Länder müssten sich dem unterordnen.

Harald Schmidt, dpa

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