14.01.2015

Ab in den Untergrund

Die Indische Regierung hat grünes Licht für das India-based Neutrino Observatory gegeben.

Nach jahrelangen Verzögerungen können nun endlich die Bauarbeiten für das India-based Neutrino Observatory (INO) beginnen, nachdem die indische Regierung Anfang Januar grünes Licht dafür gegeben hat. Eigentlich sollte das INO bereits 2012 seine Arbeit aufnehmen, doch dann machten Umweltschützer den Neutrinoforschern einen Strich durch die Rechnung. Denn der erste Standort für das geplante Untergrundlabor in Singara lag mitten in einem Reservat für indische Elefanten und Tiger. Bald war ein alternativer Standort in Pottipuram, rund 110 km südlich der Tempelstadt Madurai im südlichen Bundesstaat Tamil Nadu, gefunden. Doch erst jetzt steht dem größten indischen Forschungsprojekt nichts mehr im Wege.

Nobelpreisträger Carlo Rubbia besucht das INO-Labor. (Bild: INO)

Ziel des rund 200 Millionen Euro teuren Untergrundlabors, das in einer Tiefe von etwa 1,2 km gebaut wird, ist insbesondere die Bestimmung der verschiedenen Neutrinomassen und Mischungswinkel. Kernstück wird ein 50000 Tonnen schweres Eisenkalorimeter sein, das in der größten von drei Untergrundhöhlen stehen wird und dazu dienen soll, die Frage der Massenhierarchie der Neutrinos aufzuklären. Denn Experimente haben zwar gezeigt, dass die drei Neutrinosorten Massen tragen, aber unbekannt ist, wie groß diese sind und welches Neutrino die größte Masse hat. Von den Ergebnissen der INO-Experimente erhoffen die Forscher sich Einsichten in die Physik jenseits des Standardmodells. Darüber hinaus sind Experimente zum neutrinolosen Doppel-Beta-Zerfall sowie zur Untersuchung von Kandidaten für Dunkle Materie geplant. Mit der Zeit sollen von den besonderen Bedingungen des Untergrundlabors neben der Physik auch andere Fachgebiete profitieren wie die Biologie oder Geologie. In Madurai wird zeitgleich ein Institut für Hochenergiephysik entstehen, das für den Betrieb des Labors sowie für die Entwicklung der Detektoren zuständig sein wird.

Mit INO möchte Indien dem wissenschaftlichen Nachwuchs die Möglichkeit bieten, an einem Großforschungsprojekt mitzuarbeiten und Erfahrungen in der Detektorentwicklung zu sammeln. Zudem möchte das Land an frühere Erfolge anknüpfen: In den 1960er-Jahren bauten indische Forscher in der Kolar Goldmine das weltweit tiefste Untergrundlabor und wiesen dort Neutrinos aus der Atmosphäre nach.

Maike Pfalz

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