14.03.2017

Aktiver Sauerstoff auf Knopfdruck

Sauerstoffmoleküle lassen sich zwischen einem reaktiven und einem nicht reaktiven Zustand umschalten.

Sauer­stoff ist hoch reaktiv. Warum verbrennen wir dann nicht spontan, obwohl wir ständig von diesem aggres­siven Element umgeben sind? Der Grund ist, dass Sauerstoff um uns herum als O2-Molekül vorkommt, in einer wenig reaktiven Form. An der TU Wien gelang es nun, einzelne Sauerstoff­moleküle auf einer Titanoxid-Oberfläche unter einem speziellen Kraft­mikroskop ganz gezielt von einem nicht-reaktiven auf einen reaktiven Zustand umzuschalten. Gleich­zeitig konnte man diesen Prozess erstmals auf hochauf­lösenden Bildern festhalten.

Abb.: Mit diesem winzigen Sensor im Inneren des Kraftmikroskops ließ sich die Aktivierung des Sauerstoffs verfolgen. (Bild: TU Wien)

„Es gibt verschiedene Möglich­keiten, die stabilen, nicht-reaktiven O2-Moleküle in einen reaktiven Zustand zu versetzen“, sagt Martin Setvin, Mitarbeiter in der Arbeits­gruppe von Ulrike Diebold am Institut für Ange­wandte Physik der TU Wien. „Man kann die Temperatur erhöhen – das passiert bei einer Verbrennung. Oder man fügt den Molekülen ein zusätzl­iches Elektron hinzu, auch dadurch werden sie chemisch aktiv.“ Dieser Vorgang, Sauerstoff­moleküle durch Hinzu­fügen von Elektronen zu aktivieren, ist allgegenwärtig – alle lebenden Organismen nutzen diesen Trick, und auch moderne Brennstoff­zellen funk­tionieren auf diese Weise. An der TU Wien ist es nun gelungen, diesen Prozess erstmals im Kraft­mikroskop auf atomarer Skala abz­ubilden und gezielt zu steuern.

Unter­sucht wurden Sauer­stoff-Moleküle, die auf der Oberfläche eines Titanoxid-Kristalls sitzen. Titanoxid ist ein techno­logisch besonders interes­santes Material, das in vielen Bereichen eingesetzt wird – von der Beschichtung für künst­liche Hüft­gelenke bis hin zu selbst­reinigenden, schmutz­abweisenden Spiegeln. Es ist ein Photo­katalysator, das bedeutet, dass seine Fähigkeit, sich an chemischen Reaktionen zu beteiligen, von der Licht­einstrahlung abhängt.

Ein besonders leistungs­fähiges Kraft­mikroskop spielte bei dem aktuellen Forschungs­projekt eine entscheidende Rolle: „Eine winzige Nadel wird in Schwingung versetzt und über die Ober­fläche bewegt. Durch die Kraft, die zwischen der Nadel­spitze und den Atomen der Probe wirkt, ändert sich die Schwingung, und daraus kann man schließlich Punkt für Punkt ein Bild der Ober­fläche erstellen“, erklärt Ulrike Diebold. „Durch eine ausge­tüftelte Abbildungs­technik und viel Erfahrung im Umgang mit solchen Materialien können wir sogar Bilder erzeugen, auf denen man den Unter­schied zwischen neutralen, inaktiven Sauerstoff-Molekülen und reaktiven, geladenen Sauer­stoff-Molekülen mit zusätzlichem Elektron direkt sieht.“

Mit der Spitze des Kraft­mikroskops kann man auch einzelnen Sauer­stoff-Molekülen ganz gezielt ein Elektron hinzufügen und dann beobachten, dass es dadurch vom inaktiven in den aktiven Zustand wechselt. Dasselbe geschieht auch, wenn man die Titan­oxid-Ober­fläche mit Licht bestrahlt – dann beginnen im Material freie Elek­tronen zu wandern und können eines der Sauer­stoff-Mole­küle aktivieren. „Egal ob wir mit dem Mikro­skop ein Elektron hinzufügen oder das Titanoxid durch Licht dazu bringen, ein Elektron an das Sauer­stoff-Molekül zu liefern – wie wir zeigen konnten, ist das Endergebnis dasselbe“, sagt Diebold. „Unsere Methode ermöglicht uns ein völlig neues Ausmaß an Kontrolle über diesen Prozess. Das eröffnet uns neue Möglich­keiten, die Wirkung von Kata­lysatoren zu untersuchen.“

TU Wien / JOL

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