26.08.2016

Aliens und Kometen

Zwei Ausstellungen in Berlin laden dazu ein, die Zukunft und den Weltraum zu erkunden.

Science und Fiction kommen sich wie es scheint immer näher: Die Entdeckung eines erdähnlichen Planeten um Proxima Centauri, der Nachweis von Gravitationswellen oder eine Sonde, die auf einem Kometen landet – das alles sind wissenschaftliche Erfolge, die noch vor wenigen Jahrzehnten nach reiner Zukunftsmusik geklungen hätten.

Gleichzeitig gibt es mit „Interstellar“ von Regisseur Christopher Nolan einen Science-Fiction-Film, an dem ein theoretischer Physiker nicht nur als Berater, sondern auch als Produzent entscheidend mitgewirkt hat: Kip Thorne, der als Mitbegründer des LIGO-Gravitationswellendetektors mittlerweile sogar als Anwärter auf den Nobelpreis gilt.

Da passt es gut, dass die „Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen“ in Berlin dem Science-Fiction-Film eine umfangreiche Ausstellung „Things to Come“ widmet. Sie spannt den Bogen von den Anfängen mit „Die Reise zum Mond“ von 1902 über Klassiker wie „Metropolis“ oder „2001 – Odyssee im Weltraum“ bis zu aktuellen Produktionen wie „Gravity“ oder „Der Marsianer“. Die thematischen Schwerpunkte („Der Weltraum“, „Die Gesellschaft der Zukunft“ und „Das Fremde“) verteilen sich auf drei Etagen und werden mit Kompilationen von Filmszenen, Installationen und oft beeindruckenden Ausstellungsstücken, darunter vielen Originalrequisiten, in Szene gesetzt.

Entwurfszeichnungen, etwa für Fritz Langs „Frau im Mond“ oder Ridley Scotts „Blade Runner“, bieten Einblicke in den Entstehungsprozess der Filme. Die thematisch kompilierten Filmszenen geben einen guten Überblick über die unterschiedlichsten Aspekte der Science Fiction und ihre visuelle Umsetzung, von der Inszenierung des Weltraumflugs über außerirdische Lebewesen bis zur Mode der Zukunft. Zu den Highlights der Exponate gehören sicherlich ein Kostüm aus dem Film „Aliens“ und ein Außerirdischer aus Roland Emmerichs „Independence Day“.

Der Bereich „Die Gesellschaft der Zukunft“ in der Ausstellung „Things to...
Der Bereich „Die Gesellschaft der Zukunft“ in der Ausstellung „Things to Come“ zeigt unter anderem reale und erdachte Roboter und fiktive Nachrichtensendungen aus Science-Fiction-Filmen. (Foto: Marian Stefanowski)

Die Ausstellung punktet vor allem mit ihrem vergleichenden Blick zwischen den unterschiedlichsten Filmen und den vielen sehenswerten Exponaten, bleibt aber, gerade wenn es um die Anknüpfungspunkte zur Realität geht, oft zu plakativ. Entwurfszeichnungen zur sicher nicht allzu bekannten bundesdeutschen Fernsehserie „Telerop 2009“ aus dem Jahr 1974 kommen beispielsweise etwas unvermittelt daher.

Ein Besuch der Ausstellung, die noch bis 23. April 2017 zu sehen ist, lohnt sich für alle, die dem Science-Fiction-Genre etwas abgewinnen können. Wegen der vielen Medienstationen sollte man dafür großzügig Zeit einplanen. Ratsam ist es auch, sich nicht allzu luftig anzuziehen. Die Ausstellungsräume bieten zwar keine Weltraumbedingungen, sind aber wegen der empfindlichen Exponate gut gekühlt.

Eine gute Ergänzung zu den phantasievollen Visionen in der Deutschen Kinemathek bietet bis 24. Januar 2017 die Sonderausstellung „Die Mission Rosetta – eine Reise zu den Ursprüngen des Sonnensystems“ im Berliner Museum für Naturkunde, die in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Max-Planck-Gesellschaft entstanden ist.

Ein spektakulärer Gasausbruch auf dem Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko,...
Ein spektakulärer Gasausbruch auf dem Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko, aufgenommen vom Orbiter der Rosetta-Mission (Bild: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA)

Bevor die Mission endgültig zu Ende ist, lässt sich hier ein Meilenstein der Weltraumforschung auf packende Weise nachvollziehen. Die Geschichte und Bedeutung der Kometenforschung und die oft kritischen Stationen der Rosetta-Mission sind verständlich und visuell beeindruckend aufbereitet. Die Fotos vom Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko entfalten in den hier gezeigten großen Versionen erst ihre ganze Wirkung. Der Komet selbst steht als Modell im Maßstab 1 zu 1000 im Zentrum der Schau.

Wer das Berliner Museum für Naturkundemuseum besucht, sollte sich diese Sonderausstellung nicht entgehen lassen. Die Kleidung darf hier ruhig etwas luftiger ausfallen, denn im weltraumschwarzen Ambiente des Ausstellungssaals kann es – zumindest solange der Sommer noch nicht zu Ende ist – etwas wärmer werden.

Alexander Pawlak
 

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