Alle guten Dinge sind zwei
Das Radioteleskop „Square Kilometer Array“ (SKA) soll an zwei Standorten gebaut werden.
Wenn zwei sich streiten, ärgern sich Dritte. So stellte bis vor Kurzem sich die Standortfrage für das Radioteleskop „Square Kilometer Array“ (SKA) dar. Die nach einer Vorauswahl verbliebenen Bewerber Südafrika und Australien (mit Neuseeland) beanspruchten beide das 1,5 Milliarden Euro Projekt für sich. Den Radioastronomen drohte eine Hängepartie. Doch am vergangenen Freitag verkündete das SKA-Konsortium, dass das derzeit größte geplante Teleskop an beiden Standorten entstehen soll. Gegen diesen Kompromiss gab es bislang Vorbehalte, da man eine Kostenexplosion befürchtete, technisch gibt es dagegen keine prinzipiellen Einwände.
SKA soll in mehreren Phasen entstehen. Phase 1 soll 2016 starten und die vorhandenen Antennenschüsseln der Pathfinder-Experimente MeerKAT in Südafrika und ASKAP (Australian SKA Pathfinder) mit einbeziehen. Erklärtes Ziel des SKA-Konsortiums ist es, den maximalen Nutzen aus den bisherigen Investitionen zu ziehen. Mit ersten wissenschaftlichen Ergebnissen ist 2019/20 zu rechnen.
Das Feld der SKA-Antennenschüsseln in einer künstlerischen Ansicht. (SKA Organisation/TDP/DRAO/Swinburne Astronomy Productions)
Der Großteil der SKA-Antennenschüsseln (Frequenzbereich 500 MHz bis 10 GHz) in Phase 1 soll in Südafrika gebaut werden, ebenso die Antennen für den mittleren Frequenzbereich (200 bis 500 MHz) der Phase 2. Die Antennen für den niedrigeren Frequenzbereich (70 bis 200 MHz) entstehen in beiden Bauphasen in Australien und Neuseeland. Im Endausbau wird SKA aus rund 3000 Antennenschüsseln mit je 15 Meter Durchmesser bestehen. Dazu kommen 500 weitere neu entwickelte Antennen-Arrays. Insgesamt ergibt sich damit, abhängig vom jeweiligen Antennentyp, eine effektive Sammelfläche von bis zu einem Quadratkilometer. Die erwartete Datenrate von rund einem Exabyte (eine Million Terabyte) pro Tag erfordert enorme Rechenkapazitäten und neuartige Konzepte, um die Antennendaten miteinander zu korrelieren und für die Nutzergemeinde aufzubereiten.
Astronomen möchten mit SKA den Himmel mit bislang unerreichter Empfindlichkeit und Schnelligkeit durchmustern und Bereiche erkunden, die bisherigen Teleskopen unzugänglich waren. So soll das Radioteleskop tiefe Einblicke in die rätselhafte Epoche der Reionisation liefern, die rund 180 Millionen Jahre nach dem Urknall das dunkle Zeitalter des Kosmos beendete. Diese Epoche spielt eine wichtige Rolle, um die Entstehung der ersten Sterne und Galaxien zu verstehen.
Auf die Zwei-Standort-Lösung haben sich die Mitgliedsstaaten des SKA-Konsortiums geeinigt, die kein Angebot für einen Standort gemacht haben, also China, Italien, Kanada, die Niederlande und Großbritannien. Deutschland ist noch nicht im Konsortium vertreten, hat aber angekündigt, diesem beizutreten.
SKA / Alexander Pawlak