02.04.2014

Alles strömt nach Karlsruhe

Vom 8. bis 1. April findet in Karlsruhe die „9. Annual European Rheology Conference“ statt.

Bei der „9. European Rheology Conference“ kommen Physiker, Biologen, Materialforscher und Ingenieure zusammen. Organisiert wird die Veranstaltung unter anderem von Christian Wagner, Professor für Experimentalphysik an der Universität des Saarlandes. Der Physiker und seine Arbeitsgruppe erforschen das Fließverhalten von Blut. Ihre Erkenntnisse könnten helfen, Herzinfarkten oder Schlaganfällen vorzubeugen.

Wie fließt das Blut durch unsere Adern? Was passiert mit geschmolzenem Eisen, wenn es erkaltet? Wie behält das Shampoo in der Flasche seine Konsistenz? Das sind nur ein paar Fragen, die zeigen, mit welcher Bandbreite von Themen sich die Rheologie befasst. „Die Rheologie ist ein Forschungsgebiet, das die Fließeigenschaften von unterschiedlichsten Stoffen untersucht“, erklärt Wagner. „Dabei geht es zum Beispiel darum, wie viskos oder elastisch bestimmte Stoffe sind und was dies für Produktionsprozesse oder Stoffwechselwege bedeutet.“ Für die Industrie sind solche Erkenntnisse von großer Bedeutung, wenn es beispielsweise darum geht, wie lange ein Klebstoff auf einer bestimmten Oberfläche haftet oder ob die Zutaten eines Puddings diesen nicht zu flüssig machen.

Darüber hinaus sind die Ergebnisse der Rheologie-Forschung für die Medizin von Interesse: Zusammen mit amerikanischen Kollegen hat Professor Wagner kürzlich in einer Studie erstmals gezeigt, dass sich Blutplasma nicht – wie lange angenommen – wie Wasser verhält. Plasma ist elastisch, zähflüssig und verändert wie Ketchup je nach angelegtem Druck sein Fließverhalten. Die Physiker haben in ihrer Arbeit auch nachgewiesen, das Plasma Verwirbelungen im Blut beeinflusst. Das komplexe Fließ- und Strömungsverhalten des Blutplasmas könnte nach diesen Erkenntnissen eine entscheidende Rolle bei Ablagerungen an Gefäßwänden, Aneurysmen oder Thrombosen spielen. Die Ergebnisse können daher helfen, solche pathologische Vorgänge am Computer zu simulieren und künftig Herzinfarkten oder Schlaganfällen leichter vorzubeugen.

Auf der „9th Annual European Rheology Conference“ können sich die Wissenschaftler in Vorträgen und Seminaren über Forschungsergebnisse und neue Methoden informieren. Christian Wagner organisiert die Veranstaltung zusammen mit Forscherkollegen aus Berlin, Freiburg, Geesthacht und Karlsruhe. Den Vorsitz der Tagung haben Norbert Willenbach und Manfred Wilhelm vom Karlsruher Institut für Technologie. Finanziell unterstützt wird die Veranstaltung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

U. Saarland / DE

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