Alles, was man über Ionenstrahlzerstäuben wissen muss
Tutorial hilft, Experimente nach individuellen Zielen zu gestalten.
Dünne Schichten unterschiedlichster Materialien mit Schichtdicken im Bereich weniger Nanometer spielen eine zentrale Rolle in einer Vielzahl von technologischen Anwendungen, beispielsweise in der Optik, Photovoltaik oder Mikroelektronik. Die technologischen Anforderungen beim Herstellungsprozess steigen stetig und demzufolge auch die Anforderungen bezüglich der Schichteigenschaften und deren gezielte Variation zur Anpassung an unterschiedlichste Anwendungen. Gerade Letzteres ist eine große Herausforderung und in der Regel nur durch die Verwendung entsprechender, meist mehrerer verschiedener Abscheideverfahren umsetzbar.
Ein gängiges und seit mehreren Jahrzehnten auch kommerziell genutztes Verfahren zur Abscheidung dünner Schichten ist das Ionenstrahlzerstäuben. Hierbei wird ein Target, welches Material zum Aufbau der Schichten enthält, mit Ionen beschossen. Bei diesem als Zerstäuben oder Sputtern bezeichneten Vorgang werden Targetteilchen abgetragen, die sich dann auf einem Substrat als Schicht abscheiden.
Trotz der vielfältigen Anwendung, fehlten bisher umfassende systematische Untersuchungen zum Prozess, die Aufschluss zu den Zusammenhängen zwischen Prozessparametern, Teilcheneigenschaften und Schichteigenschaften geben.
Wissenschaftler des IOM haben sich erstmals mit diesen Fragestellungen beschäftigt und dabei erstaunliche Erkenntnisse gewonnen. So werden die Teilchen- und die Schichteigenschaften im Wesentlichen durch die Wahl der Abscheidegeometrie und der Ionensorte bestimmt. Durch geeignete Wahl dieser Parameter können Schichteigenschaften über einen großen Variationsbereich gezielt eingestellt werden, wie etwa strukturelle Eigenschaften, Oberflächenrauigkeit, Zusammensetzung, Massendichte, Schichtspannung, optischer Brechungsindex oder elektrische Leitfähigkeit.
Die IOM Wissenschaftler Carsten Bundesmann und Horst Neumann haben diese neuen Erkenntnisse sowie die für das Verständnis des Ionenstrahlzerstäubens erforderlichen Grundlagen in einem Tutorial-Beitrag im Journal of Applied Physics veröffentlicht. Ein allgemeiner Überblick über die Systematik, den Versuchsaufbau und die grundlegenden physikalischen Aspekte dieser Depositionstechnik soll den Lesern helfen, Experimente nach ihren individuellen Zielen zu gestalten und das Potential der Abscheidemethode voll auszuschöpfen.
Die Beschreibung der Vorzüge des Ionenstrahlzerstäubens gegenüber anderen physikalischen Gasphasen-Depositonsverfahren ist ein starkes Plädoyer für dessen breite Anwendung. Insbesondere die Möglichkeit, mit einem einzelnen Abscheideverfahren einen sehr großen Anwendungsbereich mit variablen Anforderungen abzudecken, ist von besonderer Bedeutung.
Als nächstes Ziel wollen die Autoren nun in Zusammenarbeit mit akademischen und industriellen Partnern die Optimierung dieser Technik auf der Grundlage des erarbeiteten Wissens angehen.
IOM / AIP / LK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
C. Bundesmann et al.:Tutorial: The Systematics of Ion Beam Sputtering for Deposition of Thin Films with Tailored Properties, J. Appl. Phys.124, 231102 (2018); DOI: 10.1063/1.5054046 - Leibniz-Institut für Oberflächenmodifizierung e.V. (IOM), Ionenquellenentwicklung und Anwendungen