Alphasat – Licht statt Radiowellen
Europas größter Kommunikationssatellit erfolgreich gestartet – Quantensprung für die Satellitenkommunikation.
Informationen beherrschen unseren Alltag: Stetig wachsende Datenmengen sind rund um den Globus zu transportieren. Satellitenkommunikation hat einen wesentlichen Anteil daran, dass uns diese Informationen zuverlässig erreichen. Vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) geförderte Spitzentechnologie ist mit an Bord des bislang größten ESA-
Abb.: Der europäische Kommunikationssatellit Alphasat I-XL ist am 25. Juli 2013 ins All gestartet. Im geostationären Orbit, rund 36.000 Kilometer über der Erde, testet er auch neue Technologien wie das deutsche Laser Communication Terminal (LCT; Bild: S. Corvaja, ESA)
Der erste Alphasat ist eine Public-Private-Partnership (PPP) zwischen der ESA und Inmarsat, einer globalen Betreiberfirma für mobile Satellitenkommunikationsdienste. Das Alphasat-
Die neuentwickelte Satellitenplattform Alphabus bedient das Marktsegment großer Satelliten mit bis zu 8,8 Tonnen Gesamtgewicht. Deutsche Zulieferer sind maßgeblich am Bau der Satellitenplattform beteiligt, die unter französischer Führung von den Hauptauftragnehmern EADS Astrium und Thales Alenia Space in Toulouse entwickelt worden ist. Deutschland ist zweitgrößter Beitragszahler im Alphabus-Entwicklungsprogramm. „Deutschland ist ein starker Standort für die Entwicklung von innovativer Satelliten-Technologie. Auch die Leistungsfähigkeit von Alphasat bestimmen Komponenten aus Deutschland. Sie sorgen für den Transfer von Alphasat I-XL in die endgültige Position im geostationären Orbit, sind für die Lageregelung verantwortlich und sichern die Energieversorgung des Satelliten durch seine sehr großen Solarpanele“, erläutert Gerd Gruppe, DLR-Vorstand zuständig für das Raumfahrtmanagement.
Abb.: EADS-Astrium hat den Solargenerator entwickelt und gebaut. Er stellt 12 kW Leistung für Alphasat I-XL zur Verfügung. Mit jeweils vier Paneelen auf der Nord- und Südfläche des Satelliten überragt seine Spannweite die eines Airbus A320. (Bild: EADS)
Den Alphasat-Solargenerator hat EADS-Astrium in Ottobrunn entwickelt und gebaut. Er stellt zwölf Kilowatt Leistung für den Riesensatelliten zur Verfügung. Mit jeweils vier Modulen auf der Nord- und Südfläche des Satelliten überragt er mit seiner Spannweite von fast vierzig Metern die eines Airbus A320. „Um diese Leistung zu erreichen, waren neue und größere Panele notwendig, die in Ottobrunn auch mit Beiträgen der Münchner Firma GKN Aerospace entwickelt wurden. Der Solar Generator ist dabei von Anfang an so ausgelegt, dass er zukünftige, noch weit größere Versionen des Alphabus mit einer Gesamtleistung von bis zu 22 Kilowatt versorgen kann“, berichtet Anke Pagels-Kerp, Alphasat-
Neben der kommerziellen Nutzlast von Inmarsat bietet Alphasat I-XL zusätzlichen Platz für Technologien, die erstmals unter den besonderen Bedingungen des Weltalls im geostationären Orbit getestet werden sollen. Von den vier Nutzlasten, die zu Demonstrationszwecken mitfliegen, kommen zwei aus Deutschland: Ein Sternsensor der Firma Jena Optronik liefert hochgenaue Bahn- und Lageinformationen und unterstützt damit auch die präzise Ausrichtung des optischen Laser-Kommunikationsterminals (LCT). Im Auftrag des DLR hat die Firma Tesat federführend das LCT als Hochleistungsdaten(über)träger entwickelt und gebaut – auch in Vorbereitung für das europäische Datenrelaisübertragungssystem EDRS.
Abb.: Das optische Laser-Kommunikationsterminal (LCT) transportiert mit dem Wechsel von langsam schwingenden Radiowellen zum schnell schwingenden Laserlicht die Datenströme in Zukunft viel schneller. (Bild: ESA)
Auf Alphasat kommt ein modifiziertes LCT zum Einsatz: Es soll eine Datenmenge von 1,8 Gigabit pro Sekunde – das entspricht 130 DVDs pro Stunde – über eine sehr große Distanz von 45.000 Kilometern transportieren. Damit wird die Übertragung von Datenpaketen zwischen Satelliten im erdnahen Orbit und denen in einer geostationären Umlaufbahn möglich. Das LCT auf Alphasat-I-XL testet diese Übertragungsart. So soll der Megasatellit Daten der beiden europäischen Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-1A und -2A empfangen. „Mit dieser Technologiedemonstration made in Germany stößt Alphasat I-XL das Tor zum europäischen ERDS auf – eine Datenautobahn im All, bei der Informationen zwischen den Satelliten rund um die Uhr ausgetauscht werden können“, veranschaulicht Gruppe.
Seit mehreren Jahren werden Laser-Übertragungssysteme auf Satelliten getestet. Dem deutschen Erdbeobachtungssatelliten TerraSAR-X gelang es erstmals 2007 mithilfe eines LCT Daten mit dem amerikanischen Satelliten NFIRE über eine Distanz von 5000 Kilometern mit einer Datenrate von 5,6 Gigabits pro Sekunde auszutauschen. Damit könnte er 400 DVDs pro Stunde übertragen.
DLR / OD
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Video: das europäische Datenrelaisübertragungssystem EDRS (Animation: ESA)