16.01.2015

Angst vor Abwicklung

Kürzungen bedrohen besonders den Fachbereich Physik und Mechatronik an der Universität des Saarlandes.

„Wir nehmen mit Sorge zur Kenntnis, dass die Naturwissenschaften und die Mathematik im Saarland weder Anwalt noch Lobby in der Politik haben“, erklären die Prodekane der MINT-Fächer der Universität des Saarlandes in einem „Aufschrei“. Anlass für diese starken Worte sind die geplanten Kürzungen an der saarländischen Universität. Die Landesregierung beabsichtigt, dort bis 2020 rund 49 Millionen Euro einzusparen. Das Saarland gehört zu den besonders hoch verschuldeten Bundesländern und muss darum harte Auflagen im Rahmen der „Schuldenbremse“ erfüllen.

Rund 6000 Menschen demonstrierten am 15. Januar in der Saarbrücker Innenstadt gegen die geplanten Kürzungen bei der Universität. (Foto: Jan Henrich)

Auf Grundlage des Hochschulentwicklungsplanes der Landesregierung stellte das Uni-Präsidium im Dezember 2014 seine konkreten Sparpläne für die jeweiligen Fachbereiche vor. Diese sehen vor, dass die Fächer Chemie, Mechatronik und Physik Sparquoten von über 25 Prozent schultern müssen, deutlich mehr als alle anderen Fakultäten.

„Die Schuldenbremse wird in dieser Form übererfüllt“, sagt Rainer Birringer, Prodekan der Fakultät für Physik und Mechatronik. Er sieht den Bestand der Fakultät für Physik und Mechatronik gefährdet. Kündigungen sind zwar nicht vorgesehen, aber es soll dadurch gespart werden, dass durch Pensionierung freiwerdende Professuren nicht wieder besetzt werden. Das liege im Falle der Physik zumeist in ferner Zukunft, heißt es im „Aufschrei“ der Prodekane. „Daher reduzieren die Sparpläne praktisch alle Lehrstühle auf Rumpfausstattung und gefährdet damit unsere wissenschaftliche Wettbewerbsfähigkeit, sowohl international wie national“, warnt Birringer.

Die jetzigen Kürzungen konterkarierten zudem die Empfehlungen des Wissenschaftsrates, der die saarländische Hochschuldlandschaft im Januar 2014, also im Vorfeld der Sparpläne, evaluiert hatte. Der Wissenschaftsrat bescheinigt der saarländischen Physik, dass sie mit ihrem DFG-Sonderforschungsbereich (SFB 1027: Physikalische Modellierung von Nicht-Gleichgewichtsprozessen in biologischen Systemen) und ihrer Drittmittelstärke zu den exzellenten und den Wissenschaftsstandort strukturierenden Bereichen gehört. „Der SFB würde das Sparprogramm allerdings nicht überstehen“, ist Birringer überzeugt. Auch die in den letzten Jahren etablierten Förderungen durch eine Vielzahl von nationalen und europäischen Forschungsverbünden im Bereich der Quanteninformationstechnologien seien gefährdet.

Der wachsende Unmut der Universitätsangehörigen machte sich am 15. Januar in einer großen Demonstration in Saarbrücken Luft. 6000 Menschen, darunter viele Studierende sowie Professoren, protestierten gegen die Spar-Pläne. Bei der Kundgebung sprach auch die saarländische Ministerpräsidentin und Wissenschaftsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Sie betonte, dass das Land keine zusätzlichen Mittel für die Hochschulen geben könne, und erntete dafür lautstarken Protest. Sie stellte aber Geld aus dem Hochschulpakt und aus den frei werdenden Bafög-Mitteln des Landes in Aussicht, um die Sparlast der Universität zu mindern.

Alexander Pawlak

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