22.01.2009

Antarktis wird insgesamt wärmer statt kälter - Jahreszeiten verschieben sich nach vorne

Entgegen der bisherigen Annahmen erwärmt sich die Antarktis im Zuge des Klimawandels doch. Für die Verschiebung der Jahreszeiten ist ebenfalls die Erderwärmung verantwortlich



London (dpa) - Entgegen der bisherigen Annahmen erwärmt sich die Antarktis im Zuge des Klimawandels doch. Bislang gingen die meisten Klimaforscher davon aus, dass die recht kleine westantarktische Halbinsel zwar wärmer wird, der weitaus größere Rest der Antarktis aber abkühlt. Doch eine neue Analyse zeigt, dass sich der Kontinent insgesamt in den vergangenen 50 Jahren erwärmt hat, die Westantarktis sogar ähnlich stark wie der Rest des Erdballs. Die Herbsttemperatur in der Ostantarktis sinke zwar, über das gesamte Jahr betrachtet zeige sich jedoch auch dort ein Trend zu steigenden Temperaturen, schreiben US-Forscher im britischen Fachjournal «Nature».

Die Durchschnittstemperatur der Westantarktis hat sich im Schnitt um 0,12 Grad Celsius pro Jahrzehnt erhöht, wie die Gruppe um Hauptautor Eric Steig von der Universität Washington in Seattle errechnet hat. Die Forscher hatten die Daten von Wetterstationen mit Infrarot-Satellitenmessungen kombiniert und mit Hilfe statistischer Methoden die Temperaturentwicklung von 1957 bis 2006 bestimmt. Demnach erwärmt sich eine wesentlich größere Fläche der Antarktis als die westantarktische Halbinsel. Steig kritisierte bisherige Analysen zur Antarktistemperatur: «Einige Menschen haben im Kopf gerechnet, anstatt wirklich Mathematik zu betreiben.»

Laut einer anderen Forschergruppe aus Berkeley beginnen Frühling und Herbst immer früher. Der gesamte Jahreszyklus habe sich in den vergangen 50 Jahren um 1,7 Tage nach vorne verschoben. Für die Verschiebung der Jahreszeiten machen die Forscher die Erderwärmung verantwortlich. Insgesamt fallen die Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter zudem zusehends schwächer aus. Die Wissenschaftler verglichen mit neuen Methoden jahreszeitliche Wettertrends der ersten und zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Während die Ergebnisse für die Landmassen eindeutig erscheinen, ergab sich für das Meeresklima kein so klares Bild. Den Forschern zufolge lässt sich die saisonale Verschiebung nicht durch natürliche jahreszeitliche Temperaturschwankungen erklären.


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