11.10.2004

Apachen auf dem Kriegspfad

Das Large Binocular Telescope wird am 15. Oktober 2004 eingeweiht. Es steht auf dem Mount Graham in Arizona.


Das Large Binocular Telescope wird am 15. Oktober 2004 eingeweiht. Es steht auf dem Mount Graham in Arizona.

Washington (dpa) - «Nirgendwo auf der Welt gibt es einen Berg wie diesen, den Sie jetzt stören wollen», klagte Medizinmann Franklin Stanley. Seit zwei Jahrzehnten sind der spirituelle Führer der San Carlos vom Stamm der Apachen und 81 Organisationen und Gruppen - darunter fünf deutsche - auf dem Kriegspfad gegen den Bau des weltweit größten Einzelteleskops. Das Large Binocular Telescope (LBT) steht auf dem 3190 Meter hohen Mount Graham im US-Bundesstaat Arizona.

Die mit maßgeblicher deutscher Beteiligung gebaute und rund 120 Millionen Dollar (98 Millionen Euro) teure Beobachtungsstation soll nach Angaben der Universität von Arizona am Freitag (15. Oktober) der Weltöffentlichkeit vorgestellt werden und ab kommenden Jahr dann voll einsatzfähig sein. Wegen der zu erwartenden Proteste werde bei der Eröffnungszeremonie ein großes Sicherheitsaufgebot im Einsatz sein, schreibt die Zeitung «Eastern Arizona Courier».

Während die Apachen um die gestörte Ruhe ihres heiligen Berges trauern und Naturschützer die Interessen von «Politik und Größenwahn» über ein besonderes Ökosystem mit fünf Klimazonen gestellt sehen, feiern Wissenschaftler die technische Meisterleistung. Nie zuvor konnte man mit einem Einzelteleskop so weit ins Universum blicken.

Das Large Binocular Telescope steht auf dem 3190 Meter hohen Mount Graham im US-Bundesstaat Arizona. (Quelle: LBT Observatory/J. Hill)

Wie ein gigantischer Feldstecher ist das Teleskop mit zwei, im Durchmesser 8,4 Meter messenden Spiegeln ausgestattet. Zwei Augen sehen auch in diesem Fall mehr. Nach Berechnungen deutscher Forscher könnte man sogar das Licht einer brennenden Kerze noch in 2,5 Millionen Kilometer Entfernung nachweisen.

Mit Hilfe von Interferenz-Effekten wollen die Wissenschaftler außerdem das Licht von hell strahlenden Sternen regelrecht «ausknipsen». Zum Vorschein kommen dann jene weniger Licht aussendenden Himmelskörper, die wegen der Strahlkraft anderer sonst nicht zu erkennen sind. Die Jagd nach der ersten Sternengeneration im Universum in der unvorstellbaren Entfernung von rund 14 Milliarden Lichtjahren wird spannend.

Arbeit und Wirkungsweise des Riesenteleskops vergleicht Direktor John Hill im «Eastern Arizona Courier» mit einem Menschen, der auf dem Boden eines Swimming-Pools liegt und in Richtung Oberfläche blickt. «Wenn Sie nach oben schauen, würden sie nichts außerhalb des Wassers sehen können, es sei denn, sie benutzen eine optisch angepasste Schwimmbrille.»

Nach fast zehnjährigem juristischen Streit begannen die Bauarbeiten auf dem Mount Graham im Jahr 1996. An dem Projekt sind zu einem Viertel auch fünf deutsche Institute unter der Leitung des Heidelberger Max-Planck-Institutes für Astronomie beteiligt. Die Beobachtungszeit müssen sie sich mit den drei anderen Anteilseignern - der Universität von Arizona, dem Instituto Nazionale di Astrofisica aus Italien und der Research Corporation aus Tucson in Arizona teilen.

Eines der größten Abenteuer des Projektes war es, jeden der beiden rund 18 Tonnen schweren und hoch empfindlichen Spiegel durch die Serpentinen unversehrt auf den Berggipfel zu chauffieren. Nach einer Probefahrt mit einer Spiegel-Attrappe sei vor dem eigentlichen Transport jeder Zentimeter der Straße nach kleinen Steinchen abgesucht worden, schreibt die Universität von Arizona. Drei Tage habe im November vergangenen Jahres schließlich die rund 47 Kilometer lange Fahrt durch die engen Bergkurven gedauert.

Hans Dahne, dpa

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