19.08.2024

Arktischer Ozean speichert weniger Kohlendioxid

Erosion von Permafrostboden an den Küsten verringert die Speicherkapazität.

Die Weltmeere mildern den Klimawandel, denn sie entziehen der Atmo­sphäre rund dreißig Prozent der vom Menschen frei­gesetzten Treibhausgase. Doch dieser Anteil wird durch die Folgen der Erderwärmung beeinflusst. Zum Beispiel durch die Erosion von Permafrost­boden an den Küsten des Arktischen Ozeans. Diese reduziert die CO2-Aufnahmefähigkeit des Meerwassers deutlich. David Nielsen von der Universität Hamburg und sein Team können erstmals in Klima­modellen darstellen, wie stark sich dieser Effekt in der Zukunft auswirken wird.

Abb.: Erosion von Permafrost, hier auf der Insel Muostach in der Laptewsee in...
Abb.: Erosion von Permafrost, hier auf der Insel Muostach in der Laptewsee in Sibirien.
Quelle: D. M. Nielsen

Demnach werden im Arktischen Ozean pro Jahr und pro Grad Celsius globaler Temperatur­erhöhung ein bis zwei Millionen Tonnen CO2 weniger von der Atmosphäre aufgenommen als bisher angenommen. Das entspricht einem Zehntel der Emissionen, die in Europa jährlich durch den Autoverkehr verursacht werden. Durch das Auftauen und Abtragen der über Jahr­tausende gefrorenen Küsten­streifen gelangen große Mengen Erdboden und Sedimente in den Ozean. Wie die Partikel genau mit dem Meerwasser reagieren, hängt von ihrer Zusammen­setzung ab. In jedem Fall erhöhen sie mit ihren organischen Bestand­teilen den Kohlenstoff­gehalt im Wasser und verringern so die Aufnahmefähigkeit für CO2 aus der Luft – und zwar um zehn bis fünfzehn Prozent im gesamten Arktischen Ozean, wie das Team berechnete. 

„Wir können den Meeren dankbar sein, dass sie einen großen Teil unserer Treibhaus­gase aufnehmen“, sagt Klima­forscher Nielsen. „Doch vielleicht setzt sich diese Dienstleistung der Meere nicht unbegrenzt fort. Wenn wir wissen wollen, ob wir uns auch in Zukunft auf ihre Wirkung verlassen können, müssen wir die Mechanismen der CO2-Aufnahme genau verstehen.“ 

Seine Studie trägt dazu bei, den Einfluss von Permafrost-Erosion besser zu verstehen. Dadurch kann dieser künftig in Klima­vorhersagen und Kohlenstoff­budgets mitberücksichtigt werden. So könnte sich die Erosion bis zum Jahr 2100 um den Faktor zwei bis drei beschleunigen. Das Team untersuchte deshalb verschiedene Szenarien für Küstenerosion, je nachdem, wie erfolgreich sich der Klimaschutz weltweit entwickelt. 

UHH / JOL

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