Astro-Tipps Dezember 2007
Am 24. Dezember überholt die Erde ihren äußeren Nachbarplaneten Mars auf der Innenbahn. Dabei wird mit 88 Millionen Kilometern die geringste Entfernung vom Roten Planeten erreicht.
Hamburg (dpa) - Die Astronomie ist nicht zuletzt deshalb eine faszinierende Wissenschaft, weil sie Ereignisse auf Jahre und Jahrhunderte äußerst präzise vorhersagen kann. Sonnen- und Mondfinsternisse, die Positionen der Planeten oder Bedeckungen von Sternen durch den Mond lassen sich exakt vorausberechnen. Doch manchmal treten überraschende Himmelsereignisse ein, wie das Erscheinen heller Kometen. Seit Ende Oktober ist ein solcher Schweifstern, wie Kometen wegen ihres Aussehens allgemein genannt werden, schon mit bloßen Augen zu sehen.
Es handelt sich dabei keineswegs um einen neu entdeckten Kometen. Bereits im Spätherbst 1892 fand der englische Astronom Edwin Holmes im Sternbild Andromeda den Schweifstern, der nun die Bezeichnung 17P/Holmes trägt. Der Komet läuft in nur sieben Jahren um die Sonne. 1892 konnte man ihn mit bloßen Augen sehen, dann ging er bald verloren und wurde erst 1964 wiederentdeckt. Völlig überraschend wurde Komet Holmes am 24. Oktober dieses Jahres innerhalb weniger Stunden so hell, dass er nun erneut mit bloßem Auge zu sehen ist. Der Helligkeitsausbruch steigerte seine Leuchtkraft um das Fünfhunderttausendfache - ein solches Ereignis war bisher noch nie bei einem Kometen beobachtet worden.
Auch Anfang Dezember kann man Komet Holmes noch im Gebiet der Sternbilder Perseus und Andromeda sehen. Im Fernglas oder Teleskop, zeigt er sich als rundes Scheibchen mit einem hellen, punktförmigen Kern.
Ein weiteres astronomisches Top-Ereignis erwartet uns kurz vor Jahresende: Am 24. Dezember überholt die Erde ihren äußeren Nachbarplaneten Mars auf der Innenbahn. Dabei wird mit 88 Millionen Kilometern die geringste Entfernung vom Roten Planeten erreicht. Er ist als hellleuchtendes Gestirn im Sternbild Zwillinge zu sehen und übertrifft alle anderen Planeten und Sterne deutlich an Helligkeit. Am Heiligen Abend geht Mars abends weit im Nordosten auf, steht um Mitternacht hoch im Süden und geht morgens weit im Nordwesten unter.
In der Nacht vom 23. auf 24. Dezember schrammt der Vollmond knapp an Mars vorbei, ein recht auffälliges Ereignis. In den Städten Hamburg, Hannover, Berlin, Dresden und Leipzig wird Mars sogar für rund eine halbe Stunde vom Südrand des Mondes bedeckt. Im Süden und Westen Deutschlands scheint Mars fast am Mondrand zu kleben, es kommt aber nicht zu einer Bedeckung. In den Städten Düsseldorf, Frankfurt am Main, München und Stuttgart zieht der Mond ganz knapp nördlich an Mars vorbei. Die engste Begegnung oder Bedeckung - je nach Position des Beobachters findet zwischen 4.40 Uhr und 5.10 Uhr am Morgen des Heiligen Abend statt.
Am späteren Abend erscheint auch Saturn im Osten auf der Himmelsbühne. Der Ringplanet hält sich im Sternbild Löwe nahe dessen hellstem Stern Regulus auf und zählt ebenfalls zu den hellen Gestirnen. Venus lässt das Jahr als Morgenstern ausklingen. Ihre Aufgänge verspäten sich immer mehr und verkürzen somit ihre Sichtbarkeitsdauer. Geht Venus Anfang Dezember noch kurz vor 4.00 Uhr morgens auf, so erscheint der heiße Planet zum Jahresende aber erst kurz nach 5.00 Uhr am Osthorizont. Im Teleskop erscheint der Venusglobus klein und rundlich.
Der abendliche Fixsternhimmel zeigt eindeutig winterlichen Charakter. Die Herbstbilder sind in die westliche Himmelshälfte gerückt und bereiten ihren Abschied von der Himmelsbühne vor. Nur Perseus aus der Andromedasage steht noch hoch im Süden nahe dem Scheitelpunkt. Im Südwesten finden sich nur lichtschwache Sternbilder wie Wassermann, Fische, Walfisch und der Fluss Eridanus.
Im Gegensatz zur lichtschwachen Südwestregion funkelt der Südosthimmel nur so von hellen Sternen. Alle prominenten Wintersternbilder sind bereits auf der Himmelsbühne erschienen. Hoch über unseren Köpfen funkelt die gelbliche Kapella im Fuhrmann, im Osten sind Kastor und Pollux in den Zwillingen zu sehen, im Südosten steht unübersehbar der mächtige Himmelsjäger Orion, gefolgt von Sirius und Prokyon, den Hauptsternen des Großen beziehungsweise Kleinen Hundes. Aldebaran, der rötliche Hauptstern des Stiers, steht hoch im Süden kurz vor seinem Meridiandurchgang. Im Stier glitzern auch die Sterne der beiden prächtigen Sternhaufen Hyaden und Plejaden, die das Goldene Tor der Sonnenbahn markieren.
Am 9. Dezember um 18.40 Uhr ist Neumond. In der Nacht vom 23. auf 24. Dezember erleben wir dann die längste Vollmondnacht des Jahres. Der exakte Vollmondtermin ist um 2.16 Uhr am 24. Dezember morgens. Mit 406 240 Kilometer hält sich der Mond am 6. Dezember in Erdferne auf. In Erdnähe steht er am 22. Dezember, wobei ihn dann 360 820 Kilometer von uns trennen.
Der astronomische Winter hält am 22. Dezember um 7.08 Uhr Einzug. Die Sonne erreicht dabei im Sternbild Schütze ihren Jahrestiefststand.
Hans-Ulrich Keller, dpa