24.08.2004

Astro-Tipps September 2004

Septembernächte bieten oft beste Bedingungen, um Sterne zu beobachten. Die Andromedagalaxie kann man jetzt mit bloßem Auge sehen.


Septembernächte bieten oft beste Bedingungen, um Sterne zu beobachten. Die Andromedagalaxie kann man jetzt mit bloßem Auge sehen.

Hamburg (dpa) - Septembernächte bieten oft die besten Bedingungen, um Sterne zu beobachten. Die Dunkelheit setzt wieder früher ein, die Nächte sind meist noch nicht zu kalt, und vor allem: Die Luft ist klar und transparent wie selten, häufig auch sehr ruhig, sodass die Sterne kaum flackern oder flimmern. Bei der guten Durchsicht lassen sich auch lichtschwache Objekte wie der Andromedanebel oder die Milchstraße beobachten.

In unseren lichtüberfluteten Städten und Siedlungen ist das zart schimmernde Band der Milchstraße allerdings kaum mehr zu sehen. Wer jedoch einmal Gelegenheit hat, es in einer wirklich dunklen, mondlosen Nacht fernab störender irdischer Beleuchtung zu beobachten, ist oft tief beeindruckt. Allerlei Sagen ranken sich um die Entstehung dieses Himmelsphänomens. So soll etwa der mit dem feurigen Sonnenwagen ins Schleudern geratene Phaeton, Sohn des Sonnengottes Helios, eine Brandspur am Firmament hinterlassen haben.

Eine andere Sage berichtet, Zeus habe einst seinen unehelichen Sohn Herakles seiner schlafenden Gattin Hera an die Brust gelegt, damit er die Unsterblichkeit erlange. Herakles saugte so heftig, dass Hera erwachte und ihn erbost von sich stieß. Dabei spritzte Milch über den Himmel und bildete einen Fluss, den man Milchstraße nennt.

Aber schon im vierten vorchristlichen Jahrhundert gab der ionische Naturphilosoph und Schöpfer der Atomtheorie, Demokrit von Abdera, die richtige Erklärung für dieses Himmelsphänomen: Die Milchstraße werde vom Licht unzähliger, ferner Sterne hervorgerufen, die das menschliche Auge nicht als einzelne Lichtpünktchen sehen kann. Demokrit konnte seine Behauptung nicht beweisen. Dies gelang erst zweitausend Jahre später Galileo Galilei, als er mit seinem selbst gefertigten, bescheidenen Fernrohr die Sternenwelt betrachtete.

Heute kann sich jeder mit einem Fernglas selbst überzeugen, dass Demokrits Vermutung zutrifft. Die Milchstraße ist ein riesiges diskusförmiges Sternensystem von rund hundert Milliarden Sonnen. Alle Sterne, die wir am Himmel sehen, einschließlich unserer Sonne, gehören dazu. Die Milchstraße ist so groß, dass selbst Licht mehr als hunderttausend Jahre benötigt, um sie zu durchqueren.

Am herbstlichen Abendhimmel ist unter günstigen Sichtbedingungen hoch im Osten auch unsere Nachbargalaxie als schwaches Lichtfleckchen im Sternbild Andromeda zu erkennen. Man spricht vom Andromedanebel, obwohl es sich um ein riesiges Sternensystem in drei Millionen Lichtjahren Entfernung handelt. Die Andromedagalaxie ist das fernste Himmelsobjekt, das mit bloßen Augen gerade noch erkannt werden kann.

M31 - die Andromedagalaxie - ist die nächstgelegene Spiralgalaxie zu unserer Milchstraße. In klaren, dunklen Nächten - wie sie jetzt im September vorkommen - kann man sie mit bloßem Auge sehen. (Quelle: Adam Block/NOAO/AURA/NSF).

Das Sommerdreieck mit den Sternen Wega, Deneb und Atair ist inzwischen in die westliche Himmelshälfte gerückt. Am Osthimmel hat der Aufmarsch der Herbststernbilder begonnen. Auffallend ist das Pegasusquadrat, das wie eine überdimensionale Vorfahrtstafel aussieht. An die Nordostecke schließt sich die Sternenkette der Andromeda an. Manchmal wird das Pegasusquadrat mit der Andromeda irrtümlich als Großer Wagen angesehen. Doch so groß ist der Große Wagen wiederum nicht. Er ist jetzt abends tief im Nordwesten zu erkennen, während die Kassiopeia, auch als Himmels-W bekannt, im Nordosten emporsteigt.

Helle Planeten fehlen am abendlichen Sternenhimmel. Mars und Jupiter stehen mit der Sonne am Taghimmel und bleiben nachts unbeobachtbar unter dem Horizont. Den Morgenhimmel dominiert die strahlende Venus. Auch der Ringplanet Saturn ist morgens zu sehen, wenn er auch nicht so hell leuchtet wie der Morgenstern. Venus und Saturn halten sich zurzeit in den Zwillingen auf. Am 9. September passiert die abnehmende Mondsichel den Ringplaneten.

Merkur bietet in diesem September die günstigste Morgensichtbarkeit des ganzen Jahres. Vom 5. bis etwa 20. September kann man den flinken und sonnennahen Planeten am Morgenhimmel etwa eine dreiviertel Stunde vor Sonnenaufgang knapp über dem Osthorizont erspähen.

Neumond ist am 14., Vollmond am 28. September. Der Herbstmond heißt altdeutsch auch Scheiding. Mit 404 460 Kilometer steht der Mond am 8. September in Erdferne, während er am 22. September mit 369 590 Kilometer Distanz in Erdnähe gelangt.

Die Sonne verlässt am 16. September das Sternbild Löwe und wechselt in das Sternbild Jungfrau. Am 22. September tritt sie in das Tierkreiszeichen Waage und überschreitet gleichzeitig um 18.30 Uhr den Himmelsäquator in südlicher Richtung - der Herbst beginnt, und mit ihm das Winterhalbjahr. Die Mittagshöhe der Sonne sinkt um elf Grad, die Tage werden um eindreiviertel Stunden kürzer.

Hans-Ulrich Keller, dpa

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