14.02.2017

Atome mit Licht sortieren

Sortiermaschine für Atome basiert auf polarisierten Laserstrahlen.

Mal angenommen, Sie stehen im Supermarkt und möchten Apfelsaft kaufen. Leider sind alle Kisten halb leer, weil andere Kunden wahllos einzelne Flaschen entnommen haben. Sie füllen daher Ihre Kiste mühselig Flasche für Flasche auf. Doch halt: Die Nachbar­kiste ist ja genau gegengleich besetzt! Wo bei Ihrer Kiste Lücken sind, stehen dort Flaschen. Könnten Sie diese Flaschen auf einen Schlag anheben und in Ihre Kiste setzen, wäre diese danach direkt voll und man hätte sich viel Arbeit erspart.

Abb.: Mit polarisierten Laserstrahlen lassen sich Atome sortieren. (Bild: C. Robens, U. Bonn)

Für halbleere Getränkekisten gibt es eine solche Lösung leider (noch) nicht. Physiker der Universität Bonn wollen aber künftig auf diese Weise Tausende von Atomen beliebig sortieren – und das in Sekunden­schnelle. Rund um den Globus suchen Wissenschaftler momentan nach Methoden, mit denen solche Sortier­vorgänge im Mikrokosmos möglich sind. Der Vorschlag der Bonner Forscher könnte etwa die Entwicklung künftiger Quanten­computer einen deutlichen Schritt voran bringen. In diesen lässt man Atome gezielt mit­einander interagieren, um so für Berechnungen quanten­mechanische Effekte ausnutzen zu können. Dazu müssen die Teilchen in räumliche Nähe zueinander gebracht werden.

Die Forscher nutzen für ihre Sortiermaschine den Spin, indem sie ihn mit Mikro­wellen beeinflussten. Sie versetzten so zunächst alle Atome in ihrem Experiment in dieselbe Dreh­richtung. In diesem Zustand konnten sie die Teilchen auf einen Laserstrahl laden. Zuvor mussten sie den Laser aber so polarisieren, dass er zum Spin ihrer Teilchen passte. Die Atome wurden nun von dem polarisierten Laser­strahl so fest­gehalten, dass sie sich nicht bewegen konnten. Dabei besetzte jedes Teilchen auf dem Laser­strahl einen bestimmten Platz – ähnlich wie die Flaschen in der Kiste.

Wie in der Getränkebox blieben allerdings auch im Laserstrahl einige Plätze frei. „Wir haben daher bei einzelnen Atomen ganz gezielt die Dreh­richtung umgedreht“, erklärt Andrea Alberti, Projekt­leiter am Institut für Angewandte Physik der Universität Bonn. „Diese Teilchen waren daraufhin nicht mehr von unserem Laser­strahl gefangen. Wir konnten sie aber mit einem zweiten, anders polarisierten Laser­strahl greifen und damit nach Wunsch verschieben.“

Der Transport-Strahl kann im Prinzip beliebig viele Atome gleich­zeitig bewegen. Diese behalten während­dessen ihre Position zueinander bei. Ähnlich wie im Beispiel mit den Flaschen lassen sich so mehrere Teilchen auf einmal anheben und auf einen Rutsch in die Lücken zwischen anderen Atomen setzen. „Unsere Sortier­methode ist dadurch extrem effizient“, erklärt Carsten Robens. „Es macht keinen großen Unterschied, ob wir hundert oder tausend Atome sortieren – der Zeit­aufwand steigt nur unerheblich an.“ In ihrem jetzt publizierten Experiment arbeiteten die Forscher zurzeit nur mit vier Atomen.

Die Methode eignet sich im Prinzip, um beliebige Atommuster zu erzeugen. Dadurch ist sie auch für Festkörper­physiker interessant, da sich mit ihr zum Beispiel das Verhalten von Halbleiter­kristallen unter bestimmten Bedingungen untersuchen lässt.

U. Bonn / DE

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