Aufgedampfte Perowskite
Neues Verfahren stabilisiert das Material für Dünnschicht-Solarzellen.
Mit kristallinen Perowskit-Zellen lassen sich im Labor bereits heute sehr hohe Wirkungsgrade erzielen. Bei der kommerziellen Anwendung der Dünnschicht-Zelen hapert es aber, weil das Material noch zu instabil ist und bisher kein industrielles Produktionsverfahren für Perowskite etabliert ist. Physiker der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg MLU präsentieren nun einen Ansatz, der dieses Problem lösen könnte. Außerdem beschreiben sie detailliert, wie sich Perowskite bilden und wie sie wieder zerfallen.
Abb.: Stabileres Perowskit: 3D-Modell der Kristallstruktur des CsPbBr3. (Bild: P. Pistor, MLU Halle)
Erst im Jahr 2009 gelang Forschern der Nachweis, dass organisch-anorganische Verbindungen mit der speziellen Perowskit-Kristallstruktur gute Absorber sind, mit deren Hilfe Sonnenlicht effektiv in Strom umgewandelt werden kann. Binnen weniger Jahre wurde der Wirkungsgrad von Perowskit-Solarzellen im Labor auf weit über zwanzig Prozent erhöht. „Moderne, monokristalline Silizium-Solarzellen erreichen zwar noch leicht bessere Werte, sie sind aber deutlich aufwändiger herzustellen und an ihnen wurde auch länger gearbeitet“, sagt der Physiker Paul Pistor. Bislang gibt es aber keine marktreifen Solarzellen auf Perowskit-Basis. Noch existiert kein etabliertes Verfahren zur großflächigen Herstellung von Perowskiten. Außerdem sind die dünnen Kristallschichten relativ instabil und empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen. „Durch hohe Temperaturen oder Feuchtigkeit zersetzen sich die Perowskite und verlieren so die Fähigkeit, Sonnenlicht in elektrische Energie umzuwandeln“, sagt Pistor.
Solarzellen müssen allerdings erhöhte Temperaturen aushalten, da sie dauerhaft der Sonne ausgesetzt sind. Die Physiker aus Halle untersuchten daher einen speziellen, anorganischen Perowskit, das aus Cäsium, Blei und Brom oder Jod besteht. Anstelle der gängigen nasschemischen Verfahren zur Herstellung von Perowskiten setzten sie ein Verfahren ein, das in der Industrie bereits vielfach zur Herstellung dünner Schichten und verschiedener Bauelemente verwendet wird. Dabei wird in einer Vakuumkammer ein Substrat aus mehreren heißen Quellen bedampft, auf dem dadurch dünne kristalline Schichten wachsen. „Der Vorteil dieser Methode ist, dass sich der Verlauf beeinflussen lässt. So können wir das Wachstum der Kristalle gezielt steuern“, erklärt Pistor.
Seine Arbeitsgruppe konnte so Perowskit-Schichten erzeugen, die sich erst bei Temperaturen von 360 Grad Celsius zersetzten. Mit Hilfe einer modernen Röntgenanalytik analysierten die Forscher zudem die Wachstums- und Zerfallsprozesse der Kristalle in Echtzeit. Die Ergebnisse liefern wichtige Erkenntnisse über die grundlegenden Eigenschaften der Perowskite und deuten auf ein Verfahren hin, das womöglich für die industrielle Umsetzung der modernen Perowskit-Solarzelltechnologie in Frage kommt.
MLU Halle-Wittenberg / JOL