18.03.2005

Ausstieg ins All

Am 18. März 1965 stieg der Kosmonaut Alexej Leonow als erster Mensch in den Weltraum aus.


 

Moskau (dpa) - Außeneinsätze im All sind längst Alltag in der bemannten Raumfahrt. Doch der erste Ausstieg eines Menschen in den Weltraum vor 40 Jahren brachte den sowjetischen Kosmonauten Alexej Leonow in große Gefahr. Für 24 Minuten verließ Leonow am 18. März 1965 die Raumkapsel «Woschod 2».

Im luftleeren Raum ließ der Sauerstoff im Raumanzug diesen so stark anschwellen, dass Leonow fast nicht wieder durch die Luke gepasst hätte. «Meine Handschuhe, Stiefel, der ganze Anzug blähten sich so weit, dass ich darin schwebte», erinnert sich der Ex- Kosmonaut heute an diese Schrecksekunde. «Mir brach der Schweiß aus, denn in dieser Form passte ich unmöglich wieder in die Luke hinein.»

Alexej Leonow bei seinem Ausstieg isn All. (Quelle: RKI)

Der damals 30-jährige Raumfahrer musste Druck aus dem Anzug ablassen, bevor er sich wieder in die Station hineinzwängen konnte. «Ich weiß bis heute nicht, wie ich mich mit einem 1,90 Meter großen Anzug in der nur 1,20 Meter großen Schleuse gedreht habe», sagte Leonow kürzlich russischen Medien.

In 40 Jahren und etwa 240 Außeneinsätzen seit jenem nervenaufreibenden Tag haben sich Technik und Material verbessert. Die beiden jetzigen Bewohner der Internationalen Raumstation ISS, Leroy Chiao und Salischan Scharipow, haben kaum etwas zu befürchten, wenn sie am 28. März ihre Raumanzüge anlegen und ins All aussteigen.

Größtes Risiko der mittlerweile bis zu neun Stunden langen Außeneinsätze ist die Kollision mit körnchengroßem Weltraumstaub oder -müll. Die Teilchen fliegen zehn Mal schneller als eine Pistolenkugel und können den Anzug mit tödlichen Folgen durchschlagen.

«Es ist unheimlich, zum ersten Mal ins All auszusteigen», berichtet der russische Kosmonaut Gennadi Padalka. «Es ist, als ob man in einen Abgrund stürzt.» Auch stundenlange Übungen in Tauchtanks könnten die Raumfahrer nur unzureichend darauf vorbereiten. Padalka weist mit sechs Einsätzen außerhalb der Stationen Mir und ISS 22 Stunden Erfahrung auf. Rekordhalter ist sein Kollege Wladimir Solowjow mit 82 Stunden bei 16 Außeneinsätzen.

Neben ihren Stationen rasen die Raumfahrer mit 27 000 Kilometern pro Stunde um die Erde. Doch sie spüren die Geschwindigkeit nicht, weil es keinen Luftwiderstand gibt. Ihre Körper schweben in vollständiger Schwerelosigkeit. Einige Kosmonauten berichten, sie hätten sich gefühlt, als ob sie fielen, weil sich die Erde unter ihnen so schnell drehte.

Doch für die meisten ist es nach der Eingewöhnung großartig. «Es ist das überwältigende Gefühl zu fliegen, aber nicht wie in einem Flugzeug. Ich selber fliege über die Erde», sagte die US-Astronautin Peggy Whitson nach ihrem Ausstieg im August 2002. «Man kann sagen: Etwas Besseres gibt es nicht.»

Meist sind die Raumfahrer im All durch Metallseile mit der Station verbunden. Bei ihren «Weltraumspaziergängen» hangeln sie sich mit Hilfe beweglicher Griffe an der Station entlang. Falls ein größerer Aktionsradius notwendig ist, kann der Raumanzug mit einer Art Raketenrucksack versehen werden. Mit dessen Düsen kann der Flug der Astronauten gesteuert werden.

Nick Allen, dpa

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