Automatisch periodisch
Zufällige Packungen gleich großer Scheiben zwischen parallelen Wänden bilden stets eine periodische Struktur.
Seit Jahrhunderten beschäftigen sich Menschen mit der Frage, nach welchem Muster sich Objekte am dichtesten in Behälter packen lassen. Bereits 1611 äußerte Johannes Kepler die Vermutung, dass keine Anordnung von gleich großen Kugeln eine größere Dichte aufweist als versetzte Schichten hexagonaler Gitter. Während Packungen von Kugeln, die zufällig in eine Kiste geschüttet werden, eine mittlere Dichte von etwa 65 Prozent besitzen, erreicht man mit der periodischen Struktur hexagonaler Packungen rund 74 Prozent. Erst 2014 ließ sich Keplers These durch aufwändige Computerberechnungen bestätigen.
Abb.: Die Farben in dieser typischen Packung geben die Anzahl der Kontakte der Teilchen an. Teilchen mit zwei Kontakten sind dunkelblau, mit drei Kontakten hellblau, mit vier Kontakten grün und mit fünf Kontakten gelb dargestellt. Vertikale Linien zeigen die Grenzen des Behälters. Teilchen, die miteinander in Kontakt sind, sind durch Linien verbunden. (Bild: N. Topic, T. Pöschel & J. A. C. Gallas, FAU)
Gemeinsam mit Kollegen aus Brasilien und den USA fanden Forscher der Uni Erlangen-
Allerdings entstehen die periodischen Muster nicht sofort. Zu Beginn der Füllung gibt es eine ungeordnete Phase, die vor allem durch größere Zwischenräume und durch Cluster von Scheiben charakterisiert ist, die weniger oder mehr als vier Nachbarkontakte haben. Ab welcher Füllhöhe die Scheiben dann eine periodische Struktur bilden, kann zwar selbst zwischen Behältern gleicher Breite stark variieren, jedoch steigt diese durchschnittliche Höhe mit zunehmendem Abstand zwischen den Wänden. Oder anders ausgedrückt: Je breiter der Kanal, umso mehr Schichten müssen eingefüllt werden, bis sich die Scheiben periodisch anordnen. Zu erklären ist das damit, dass es hier zu Beginn der Füllung mehr Möglichkeiten ungeordneter Positionierung der Scheiben gibt, was sich nach oben über deutlich mehr Schichten fortsetzt als in schmalen Behältern. Doch egal ob schmal oder breit – in ihren Simulationen konnten die Forscher zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kanal noch nicht periodisch ist, mit zunehmender Füllhöhe exponentiell sinkt.
Die Erkenntnisse der Forscher sollen dazu beitragen, die Packungseigenschaften sowohl mono- als auch polydisperser Mikropartikel besser zu verstehen. Teilchen möglichst dicht zu packen, ist der Schlüssel für viele praktische Anwendungen – zum Beispiel um die Materialporosität bei 3D-Druckverfahren und anderen Methoden der additiven Fertigung zu minimieren und damit die Festigkeit neuartiger Werkstoffe zu erhöhen.
FAU / RK