Bauplanung fürs Zellskelett
Neues Modell beschreibt Mechanismen bei der Umstrukturierung von Mikrotubuli.
Zellen höherer Organismen sind von röhrenförmigen Strukturen – sogenannten Mikrotubuli – durchzogen, die als Teil des Zellskeletts an vielen lebenswichtigen Prozessen beteiligt sind. Damit das Zellskelett seine Funktion erfüllen kann, muss die Zelle es immer wieder flexibel umbauen. An dieser Umstrukturierung sind mehrere Proteine beteiligt, die die Mikrotubuli zum Wachsen und Schrumpfen bringen. Wissenschaftler um Erwin Frey von der Ludwig-
Abb.: Skizze des Modells (Bild: E. Reithmann et al.)
Die Umstrukturierung der Mikrotubuli funktioniert nur, wenn die regulierenden Proteine an deren Ende binden – keine leichte Aufgabe, da der Mikrotubulus viel größer ist als die Proteine und tausende potenzieller Bindeplätze bietet. „Experimentelle Studien haben für zwei Proteine gezeigt, dass diese sich diffusiv, also scheinbar völlig zufällig, auf den Mikrotubuli bewegen“, sagt Emanuel Reithmann. „Mithilfe unseres neuen theoretischen Modells konnten wir diese experimentellen Daten sehr gut widerspiegeln und zeigen, dass die diffusive Bewegung den Proteinen hilft, an das Molekülende zu gelangen.“
Entscheidend ist allerdings noch ein zweiter Faktor: Die Proteine müssen das Ende des Mikrotubulus erkennen und dann ihre diffusive „Irrfahrt" beenden. Geschieht dies nicht, verschwindet der Effekt. Theoreme aus der theoretischen Physik legen nahe, dass zum Stoppen der diffusiven Bewegung Energie benötigt wird. „Daher gehen wir davon aus, dass das Molekülende eine Reaktion auslöst, die wahrscheinlich unter Energieverbrauch die Struktur der regulierenden Proteine ändert und sie dadurch stoppt“, sagt Reithmann. „Diese Hypothese könnte man nun in Experimenten weiter untersuchen, um dadurch die Dynamik der Mikrotubuli besser zu verstehen.“ Die Wissenschaftler sind überzeugt, dass ihr Modell auch auf andere Systeme – etwa DNA-
LMU / DE