BepiColombo: Ohne Vakuum geht es nicht
Plasmadeponierte Schichten sichern Kühlung bei Vermessung des sonnennächsten Planeten.
Der Merkur ist der kleinste Planet unseres Sonnensystems, und er ist mit einer Entfernung von nur etwa 58 Millionen Kilometern der Sonne am nächsten. Das hat zur Folge, dass die Temperaturen auf der Oberfläche extrem schwanken, die Höchsttemperaturen betragen bis zu 430 Grad Celsius, die Tiefsttemperaturen bis zu -173 Grad Celsius. Die Forschungssonde BepiColombo, die unter Federführung von Airbus entwickelt wurde, muss also nicht nur den langen Flug zum Merkur überstehen, sondern soll auch trotz extremster Bedingungen länger als ein Jahr verlässliche Daten liefern.
Abb.: Die Merkur-Sonde BepiColombo hat auch Schichten aus Braunschweig an Bord. (Bild: Airbus)
Eine der Maßnahmen zum Schutz vor zu hohen Temperaturen sind Kühllamellen aus Titan, die mit Silber beschichtet wurden. Eine direkte galvanische Versilberung von Titan ist sehr aufwändig: Damit die Schichten haften, muss das Titan mit Flusssäure oder anderen fluorhaltigen Chemikalien gebeizt werden. Außerdem besteht die Gefahr, dass das Material spröde wird. Umweltfreundlicher und Material schonender ist die Lösung des Fraunhofer IST: Die Titanteile werden im Vakuum mit einem Plasmaverfahren hauchdünn und haftfest mit Kupfer beschichtet. „Die von uns verkupferten Titan-Bauteile konnten im Anschluss von einem Partner erfolgreich in einem recht einfachen galvanischen Prozess versilbert werden und sind bereit für die Mission“, erläutert IST-Projektleiter Ralf Wittorf.
Abb.: Die Entwicklungsingenieure des IST vor der Beschichtungsanlage: Ralf Wittorf (links) mit einem kupferbeschichteten Muster aus Titan, daneben Torsten Hochsattel mit dem unbehandelten Probenmaterial. (Bild: Fh.-IST, Falko Oldenburg)
Um sicherzustellen, dass sowohl Beschichtungsprozesse als auch Beschichtungen höchsten Anforderungen genügen, wurde die gesamte Fertigungskette zur Schichtabscheidung am Fraunhofer IST entwickelt und optimiert. „Durch die Kombination von Plasmatechnik und Galvanik konnte der Gesamtprozess erheblich vereinfacht werden“, freuen sich Wittorf und sein Kollege Torsten Hochsattel.
Nach dem geglückten Start am letzten Samstag steht der Sonde allerdings noch eine lange Reise bevor: erst 2025 wird sie ihr Ziel erreichen und mit der Vermessung des Merkur beginnen. Mehrere Swing-by-Manöver an Erde, Venus und Merkur sorgen dafür, dass BebiColombo genügend Schwung aufnimmt, um sicher im Gravitationsfeld der Sonne navigieren zu können, hauchdünne Kupferschichten Schichten aus Braunschweig gewährleisten die Bewältigung der extremen Hitze im sonnennahen Arbeitsfeld der Sonde.
Fh.-IST / LK
Weitere Infos
Weitere Beiträge