Berlin dringt auf Energieeinsparungen
Angesichts von Erderwärmung und warnender Studien setzt die Bundesregierung jetzt offiziell vermehrt auf Erneuerbare Energien und Energieeinsparungen.
Berlin/Brüssel (dpa) - Angesichts von Erderwärmung und warnender Klimaschutz-Studien setzt die Bundesregierung jetzt offiziell vermehrt auf Erneuerbare Energien und Energieeinsparungen. In ihrem vorab bekannt gewordenen Jahreswirtschaftsbericht betont sie den Ausbau von der Sonnen-, Wind- und Wasserkraft bis zur Bioenergie und Erdwärme durch Fortsetzung der Förderprogramme zur Produktion von Strom, Wärme und Treibstoffe. «Die Bundesregierung wird zum 30. Juni 2007 einen nationalen Allokationsplan (zur Verbesserung der Energieeffizienz) vorlegen», kündigt der Berichts-Entwurf für die Kabinettssitzung am 31. Januar an. «Einen wichtigen Schwerpunkt sieht die Bundesregierung in der Verringerung des Stand-By-Verbrauchs von elektrischen und elektronischen Produkten.»
Noch mehr politischen Druck für eine «Energiewende» weg von Kohle, Kernenergie und zum Teil auch Öl will eine am Mittwoch von Greenpeace und der europäischen Öko-Branche veröffentlichte Studie erreichen. Durch sofortigen massiven Umstieg auf erneuerbare Energien und Techniken für einen sparsamen Verbrauch könne die Klimakatastrophe noch abgewendet werden, stellten die Umweltschützer-Organisation und der Europäische Rat für Erneuerbare Energien (EREC) sowie weitere Institute und Wissenschaftler fest. Dann sei ein Überschreiten der kritischen Grenze für die Erderwärmung von durchschnittlich 2 Grad Celsius zu verhindern, sagten EREC-Direktor Oliver Schäfer und Greenpeace-Energieexperte Jörg Feddern.
«Dafür müssen wir den Anteil erneuerbarer Energien am Energieverbrauch (weltweit bis 2050) von heute 13 Prozent auf 50 Prozent steigern», erläuterte Schäfer zur Vorstellung der gemeinsamen Studie «energy (r)evolution». Der schädliche Kohlendioxid-Ausstoß solle dann halbiert sein, ergänzte Feddern. Es müsse gelingen, den weiteren Klimawandel mit seinen verheerenden Folgen wie Hurrikans, Überschwemmungen und Versteppungen binnen 20 Jahren zu stoppen. Voraussetzung sei aber, dass die Energieversorgung innerhalb der nächsten zehn Jahre weltweit umgestellt werde. Dazu müsse die Politik jetzt handeln. Dazu gehöre der Abbau dreistelliger Milliarden- Subventionen für die Kernkraft und Kohlekraftwerke. Die letzten Atommeiler sollten 2030, Braunkohle-Kraftwerke 2050 geschlossen sein.
Schäfer hält es - bei zunehmender Energieeffizienz - für möglich, 2050 den weltweiten Strombedarf allein mit erneuerbaren Energien zu decken. Besondere Potenziale lägen im Wärme- und Heizungsbereich und bei Verkehrstechnologien. «Kosten und Preise für Erneuerbare sinken, für konventionelle Energieträger steigen sie.» Dieser Trend werde sich umso mehr beschleunigen, je eher die Strategie umgesetzt werde. Feddern fügte hinzu: «Erneuerbare Energien sind wettbewerbsfähig, wenn Regierungen Subventionen für fossile und atomare Energien abbauen und das Verursacherprinzip für Verschmutzer eingeführt wird.»
Nach Angaben der Verfasser beruht die Studie auf «seriösen» Angaben: unter anderem auf einem Ölpreis von 100 Dollar und einem CO2-Preis von 50 Dollar bei weltweiter Preisbildung durch den Emissionshandel. Die regional abgesicherten Modelle widerlegten die Internationale Energie-Agentur, die bis 2050 einen zunehmenden Energieverbrauch unterstelle und dabei die Energieeffizienz unterschätze. In die Berechnungen gingen auch Eckdaten der rasant wachsenden und äußerst energiehungrigen Volkswirtschaften Chinas, Indiens und Brasiliens ein. An der 100 Seiten starken Studie arbeiteten federführend das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt sowie elf internationale Forschungsinstitute mit.
Die Studie weist daraufhin, dass Volkswirtschaften von Investitionen in moderne Energietechnik enorm profitieren könnten. «Erneuerbare Energie haben das Potenzial, bis 2050 weltweit für fast 70 Prozent der Stromnachfrage und für 65 Prozent der Gasnachfrage zu sorgen.» Das Weltmarktpotenzial für alternative Energietechnologien schätzen Experten bis 2050 auf jährlich bis zu 450 Milliarden Euro.
Weitere Infos:
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Masterplan zur Rettung des Klimas:
http://www.greenpeace.de/masterplan