Besser tasten mit bionischer Haut
Flexibles Sensormodul reizt lebende Muskelzellen mit elektrischen Pulsen.
Mit flexiblen Tastsensoren können Roboter ihre Sinne erweitern und Prothesen eleganter gesteuert werden. Diesen Trend im Blick entwickelten nun koreanische und kalifornische Forscher ein Sensormodul nach dem Vorbild der Verarbeitung von Tastreizen in der Haut. Sie kombinierten mehrere Komponenten, um elektrische Pulse zu erzeugen, mit denen sich auch lebende Muskelzellen gezielt anregen lassen. Dieser bionische Sensor imitiert damit eine gesamte, natürliche Nervenbahn.
Abb.: Eine Schabe mit dem künstlichen Nervensensorsystem auf dem Rücken (Bild: Z. Bao et al., Stanford U.)
„Dieses künstliche Sensor-
Der Tastsensor selbst bestand aus einer dünnen und elastischen Kunststofffolie. Auf einer Seite wies die Oberfläche eine filigrane Struktur aus zahlreichen kleinen Pyramiden auf. Über und unter dieser Folie ergänzten Bao und Kollegen jeweils eine Elektrode aus Gold und aus Kohlenstoff-
Abb.: Prinzip des künstlichen Nervensensorsystems nach dem Vorbild der menschlichen Haut. Äußerer Druck führt zu Strompulsen, die Muskeln einer Schabe anregen können. (Bild: Z. Bao et al., Stanford U.)
An die Tastfolie kontaktierten die Wissenschaftler einen Ringoszillator, der Spannungspulse mit Frequenzen von bis zu 100 Hertz erzeugte. Mit zunehmenden Druck auf die Tastfolie und sinkenden elektrischen Widerstand stieg die Versorgungsspannung des Ringoszillators von knapp -2 Volt auf bis zu -5 Volt linear an. Parallel stiegen Frequenz und die Amplituden der erzeugten Spannungspulse. Diese Pulse gelangten darauf zum dritten Teilstück des Sensormoduls, einem synaptischen Transistor aus organischem Halbleitern. Über die Spannungspulse gesteuert, lieferte der Transistor Strompulse mit wenigen Mikroampere und einer Leistung von bis zu 25 Mikrowatt, entsprechend den elektrischen Pulsen in natürlichen Nervenbahnen.
Mit bis zu 500 Tastzyklen analysierten die Forscher die Empfindlichkeit ihres Sensormoduls. So konnten mehrere parallel angeordnete Module die Bewegungsrichtung eines kleinen Stäbchens wahrnehmen. Auch die Entzifferung von Braille-
Mit diesem bionischen Sensornervensystem ahmten die Wissenschaftler den natürlichen Tastsinn erfolgreich nach. In weiteren Versuchen könnte es noch erweitert werden, um nicht nur als einfacher Drucksensor zu dienen, sondern auch um komplexere Oberflächenstrukturen zu ertasten oder gar zwischen weichen und harten Materialien zu unterscheiden. Auch die Kombination mit Thermosensoren ist vorstellbar. Dann ließen sich Roboter mit einem Tastsinn ausstatten, der relativ nah an die Empfindlichkeit menschlicher Haut heranreichen könnte. Und Entwickler von Prothesen erhielten mit solchen Sensorfolien ein sensibles Feedback-
Jan Oliver Löfken
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