27.01.2020

Besserer Blick in den Maschinenraum des Lebens

Neue Professur für mikroskopische Bildanalyse vereint Expertise in Natur- und Lebenswissenschaften.

Mit hochauflösenden mikroskopischen Methoden und empfindlichsten Messverfahren dringen Lebens­wissenschaftler bis auf das Niveau einzelner Moleküle in die Zellen vor, um sich ein Bild von biologischen Strukturen und ihrer Funktion zu machen. Die gewonnenen Bild- und Messdaten sind jedoch meist indirekt, zu unscharf oder schlicht zu wenige, um daraus unmittelbar beispielsweise auf die dreidimensionale Gestalt eines Protein­moleküls schließen zu können. Dafür bedarf es aufwendiger Algorithmen und Analysetools, die spezifisch für die Problemstellung entwickelt werden müssen.
 

Abb.: Michael Habeck ist neuer Professor für mikro­skopische Bild­analyse am...
Abb.: Michael Habeck ist neuer Professor für mikro­skopische Bild­analyse am Universitäts­klinikum Jena. (Bild: M. Szabó / UKJ)

Als Professor für mikroskopische Bildanalyse vertritt Michael Habeck seit dem Wintersemester dieses Forschungsgebiet am Universitäts­klinikum Jena. Die experimentellen Daten erhebt er nicht selbst, sondern er ist Partner der biomedizinischen Arbeitsgruppen. Sein Arbeitsgerät ist der Hoch­leistungs­rechner. Die Carl-Zeiss-Stiftung fördert die Einrichtung seiner neuen Arbeitsgruppe mit 1,5 Millionen Euro in fünf Jahren. 

„Wir entwickeln Berechnungs­methoden, die Konzepte der Wahrscheinlichkeits­theorie, der physikalischen Statistik und des maschinellen Lernens verwenden“, erklärt Habeck. Als Beispiel nennt er die Struktur­aufklärung von Proteinfasern auf der Oberfläche von Bakterien, die das Anheften an Wirtszellen bei Harnwegs­infekten ermöglichen. Mit verschiedenen resonanz­spektroskopischen und elektronen­mikroskopischen Messungen rückten Wissenschaftler den Eiweißfädchen zu Leibe. Michael Habeck führte die Daten in einem iterativen Rechen­algorithmus zusammen, der schließlich eine detaillierte Beschreibung der Fasergestalt erlaubte. „Das Prinzip konnten wir auch schon für andere Analyse­methoden wie die Röntgen­kristallo­grafie oder Kryo-Elektronen­mikroskopie anwenden und möchten es für weitere Mess- und Bilddaten erweitern“, so Habeck.

Nach seinem Physikstudium in Siegen und Heidelberg arbeitete Michael Habeck am European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg und am Institut Pasteur in Paris. Er promovierte in der Biophysik an der Universität Regensburg und forschte anschließend an Max-Planck-Instituten in Tübingen. Mit Förderung der DFG gründete er dort eine Emmy-Noether-Arbeitsgruppe, mit der er an die Universität Göttingen wechselte. Zuletzt leitete er eine Forschungs­gruppe am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen.

In Jena möchte Habeck die Entwicklung neuer Mikroskopie­techniken durch innovative Tools zur Bildanalyse ergänzen. In der Jenaer Forschungs­landschaft mit ihren Stärken in den Lebens­wissenschaften, der Optik und Photonik sowie im wissenschaftlichen Rechnen sieht er dafür beste Bedingungen. „Die spezialisierte Arbeitsgruppe von Professor Habeck, die wir dank der Unterstützung der Carl-Zeiss-Stiftung einrichten können, verbindet die Lebens­wissenschaften noch stärker mit den mathematischen und natur­wissenschaftlichen Grundlagen­fächern. Mit Methoden­kursen und Seminaren für Studierende und Promovierende wird sie auch ihr Lehrangebot interdisziplinär gestalten“, betont Andreas Hochhaus, Prodekan für Forschung an der medizinischen Fakultät, die die Finanzierung nach der fünfjährigen Förderung übernimmt.

Uniklinikum Jena / DE
 

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