02.09.2009

Binnengewässer beeinflussen den globalen Kohlenstoffkreislauf erheblich

Ein internationales Forscherteam hat herausgefunden, dass Seen, Bäche und Flüsse unerwartet große Mengen an Kohlenstoff speichern und gleichzeitig Treibhausgase produzieren

Der Limnologe Tom J. Battin von der Universität Wien hat gemeinsam mit Wissenschaftern der Universitäten Uppsala, Antwerpen, und dem Stroud Water Research Center in den USA herausgefunden, dass Seen, Bäche, Flüsse und andere Binnengewässer eine wichtige Rolle im Kohlenstoffkreislauf spielen. Sie speichern unerwartet große Mengen an Kohlenstoff und produzieren gleichzeitig Treibhausgase. Diese neue Erkenntnis hat weitreichende Auswirkungen für die Klimaforschung.

"Obwohl Binnengewässer nur etwa ein Prozent der Erdoberfläche ausmachen, ist ihr Beitrag im Kohlenstoffkreislauf unverhältnismäßig groß. Dies wurde von KlimaforscherInnen bisher zu wenig beachtet und ist demzufolge auch nicht in den Modellen, auf denen das Kyoto-Protokoll basiert, enthalten", erklärt Battin. Rechtzeitig vor der UNO-Klimawandel-Konferenz in Kopenhagen im Dezember dieses Jahres, wo die Nachfolgevereinbarung zu Kyoto beschlossen werden soll, präsentiert ein internationales Forscherteam um den Limnologen seine neuen Forschungsergebnisse. Andreas Richter vom Department für Chemische Ökologie und Ökosystemforschung der Universität Wien ist Mitverfasser der Studie.

Binnengewässer sind dynamische Ökosysteme und können daher terrestrischen Kohlenstoff speichern, aber auch als Treibhausgas in die Atmosphäre freisetzen. Bis vor kurzem wurden Binnengewässer noch ausschließlich als Transportwege von terrestrischem Kohlenstoff zum Meer gesehen. "Dabei sind aber zwanzig Prozent der kontinentalen Kohlenstoffsenke eigentlich in den Sedimenten der Binnengewässer, und nicht wie bis jetzt angenommen, in der terrestrischen Vegetation und Böden zu finden", sagt Lars Tranvik von der Universität Uppsala in Schweden.

"Der CO2-Ausstoß von Binnengewässern entspricht mehr als zehn Prozent der jährlichen Emissionen aus fossilen Brennstoffen", so Anthony Aufdenkampe vom Stroud Water Research Center. Dieser Kohlenstofffluss wurde bis jetzt nicht in der Berechnung der weltweit untersuchten "missing sinks" beachtet. Dieser muss somit nach oben revidiert werden.

Die Wissenschafter glauben, dass ein neuer Ansatz für den globale Kohlenstoffkreislauf notwendig ist, der sowohl den Austausch zwischen Wasser und Land als auch jenen zwischen Wasser und Atmosphäre mit einbezieht: "Das Konzept eines 'boundless carbon cycle', also eines 'grenzenlosen Kohlenstoffkreislaufs', bietet erstmals die Möglichkeit, Binnengewässer und terrestrische Systeme gleichwertig im globalen Kohlenstoffkreislauf der Kontinente zu betrachten. Dieser Ansatz hat weitreichende Konsequenzen für die Klimaforschung und für die Reduktion von Treibhausgasen", so Battin abschließend.

Universität Wien


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