Biomarker für die Krebsdiagnose
Infrarot-Spektroskopie spürt Tumorgewebe automatisch und markerfrei auf.
Biophysiker der Uni Bochum haben ein Verfahren etabliert, mit dem sie Biomarker zur Diagnose verschiedener Krebsarten identifizieren können. Mit einer speziellen Form der Infrarot-
Abb.: Tumor-Identifikation mit dem neuen Verfahren. (Bild: F. Großerueschkamp et al.)
Die Wissenschaftler bilden die Verteilung eines Tumors mit einem IR-Mikroskop mit hoher räumlicher Auflösung ab. Die Forscher können damit verschiedene Subtypen einer Krebsart unterscheiden – eine wichtige Information für Prognose und Therapie. Dafür braucht es weder eine Färbung noch Antikörper, die für die herkömmliche Pathologie notwendig sind. Da das Gewebe unbeschadet bleibt, kann dieselbe Probe weiter auf molekularer Ebene untersucht werden. Nachdem der Tumor in der Gewebeprobe lokalisiert ist, schneiden die Forscher ihn mit einer speziellen Lasertechnik exakt aus. Dann lässt sich mithilfe der Massenspektrometrie die Proteinzusammensetzung des ausgeschnittenen Gewebes untersuchen.
Für ihre Studie arbeiteten die Wissenschaftler mit Gewebeproben diffuser maligner Mesotheliome. Dabei verglichen sie zwei Subtypen des Mesothelioms – sarkomatoide und epitheloide Formen. Mit ihrem Verfahren können die Wissenschaftler ermitteln, welche der über 2000 identifizierten Proteine im sarkomatoiden Mesotheliom im Vergleich zum epitheloiden Mesotheliom auffällig vermehrt oder vermindert vorliegen. „Wir können damit individuell für einen Patienten herausfinden, welche Signalwege in den Krebszellen verändert sind“, erklärt Klaus Gerwert von der Uni Bochum, „und das ist eine wichtige Information für eine präzise Therapie.“
Die so identifizierten Proteine könnten künftig als Biomarker dienen, um die Krebsart bei weiteren Betroffenen zu detektieren. Die auf diesem Weg ermittelten Proteine glichen die Forscher mit denjenigen Biomarkern ab, die derzeit in der klassischen Pathologie genutzt werden. Das Ergebnis: Die neue Methode identifizierte auch die fünf Biomarker, die bereits für die Diagnostik der Mesotheliom-
Gerwert und Kollegen wollen die Methode nun auf andere Krebsarten anwenden und so neue Biomarker identifizieren. „Unser Ziel ist es, die im Gewebe identifizierten Biomarker auch in Körperflüssigkeiten wie Blut und Urin wiederzufinden“, so Gerwert. „Das würde eine nicht invasive, präzise und prädiktive Diagnose mithilfe eines einfachen Antikörpertests ermöglichen.“
RUB / RK