Blick durch den Nebel
Bewegung verborgener Objekte lässt sich über eine stochastische Analyse des Streulichts sichtbar machen.
Messungen mit Laserlicht wie etwa mit Lidar-Systemen stoßen bei dichtem Nebel schnell an ihre Grenzen. Streulicht überlagert reflektierte Laserpulse, brauchbare Daten lassen sich nicht mehr sammeln. Zwei Forscher der University of Central Florida in Orlando schlagen jetzt eine Lösung für dieses Problem optischer Messverfahren vor. Sie entwickelten eine Methode, um über eine stochastische Analyse des Streulichts auf die Bewegung eines verborgenen Objekts zurückzuschließen. Diese Alternative zu Radar- oder Ultraschallmessungen könnte sowohl in der Luftfahrt als auch in der Medizintechnik Anwendungen finden.
Abb.: Streubox-Experiment: Über die Analyse räumlicher und zeitlicher Fluktuationen im Streulicht kann auf die Bewegung von Objekten geschlossen werden. (Bild: A. Dogariu, U. Central Florida)
„Statt ein Objekt mit einem kohärenten Laserpuls zu beleuchten, nutzen wir zufällig gestreutes Licht“, sagt Aristide Dogariu von der Arbeitsgruppe Photonics Diagnostic of Random Media. Die Grundlage der Idee: Bewegt sich ein Objekt in einem diffus streuenden Medium, werden Fluktuationen im Streulicht von dieser Bewegung beeinflusst. Genau diese winzigen Fluktuationen lassen sich über eine statistische Analyse des Streulichts ermitteln, um die Trajektorie eines Objekts verfolgen zu können. Dabei erzeugt eine kohärente Streuung ein optisches Feld, das räumlich und zeitlich variieren kann.
Dogariu und sein Kollege Milad Akhlaghi zeigten zuerst theoretisch, dass die räumliche und zeitliche Statistik eines optischen Felds markante Fluktuationen aufweist, sobald ein Objekt in einem Licht streuenden Medium bewegt wird. Anhand dieser statistischen Analyse des Streulichts sollte es möglich sein, den Untergrund an Streulicht von den Fluktuationen, die die Bewegung des Objekts verursacht, zu trennen.
Um dieses Prinzip experimentell zu überprüfen, bauten die beiden Forscher einen hohlen Plexiglaswürfel mit zwanzig Zentimetern Kantenlänge. Die fünf Millimeter dicken Wände beschichteten sie mit einer stark Licht streuenden Acrylschicht mit einer freien Weglänge für das Streulicht von siebzig Mikrometern. Durch das Innere des Würfels bewegten sie ein quadratisches Stück transparente Folie, auf der sie zuvor das Bild eines Pegasus – das Logo ihrer Arbeitsgruppe – gedruckt hatten. Von außen richteten sie danach einen roten Laserstrahl auf den Würfel. Das kohärente Laserlicht wurde an den Wänden stark gestreut und breitete sich im gesamten Würfelinneren aus.
Auf der gegenüberliegenden Seite fing ein Photoelektronenvervielfacher das austretende gestreute Licht wieder auf. Bewegte sich das Pegasus-
Da die Forscher die Eigenschaften des Laserlichts und die Struktur der Licht streuenden Würfeloberfläche genau kannten, ließ sich das resultierende optische Feld bestimmen. Diese Information nutzten sie für die statistische Analyse des optischen Feldes, um das statische Streulicht von den Fluktuationen zu trennen, die von der Bewegung der Bildfolie verursacht wurden. Das Ergebnis: Die Strecken des Objekts konnten eindeutig ermittelt werden. Ein Rückschluss auf Form, Farbe und Material des Objekts erlaubte diese Analyse jedoch nicht. Lediglich die Größe der Bildfolie ließ sich grob abschätzen.
Mit diesem Experiment belegten die Forscher, dass über die Analyse von schwachem Streulicht auf die Bewegung verborgener Objekte zurückgeschlossen werden kann. Damit ließen sich etwa Autos und Flugzeuge selbst im dichten Nebel nachweisen. Auch für die Medizintechnik ist diese Streulichtanalyse interessant, um sich bewegende Partikel in Blutbahnen mit einer optischen Methode verfolgen zu können. In weiteren Arbeiten planen die Forscher, ihre Analysetechnik auch auf gestreute Schall- und Mikrowellen zu übertragen.
Jan Oliver Löfken
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