09.01.2018

Blick in das Innere eines weißen Zwergs

Asteroseismologie liefert überraschende Ergebnisse.

Die meisten Sterne im Universum enden als weiße Zwerge – kompakte Objekte kaum größer als die Erde, die langsam abkühlen. In der Kosmo­logie spielen weiße Zwerge eine wichtige Rolle: Die Ver­schmel­zung von zwei weißen Zwergen führt zu einer Super­nova des Typs Ia, und diese Explo­sionen dienen den Forschern als Standard­kerzen bei der Ver­messung des Kosmos. Gleich­wohl ist über ihren inneren Aufbau recht wenig bekannt. Sie bestehen aus einem Kern aus heißer ent­arteter Materie extrem hoher Dichte, umgeben von einer dünnen, leuch­tenden Photo­sphäre. Aber wie groß ist der zentrale homo­gene Kern und wie hoch der Anteil ein­zelner Elemente in diesem Kern? Auf diese Fragen liefern nume­rische Modelle der Stern­ent­wick­lung bislang nur unge­naue Ant­worten.

Abb.: Künstlerische Darstellung eines weißen Zwerg­sterns mit Magnet­feld. (Bild: L. Calçada, ESO)

Noemi Giammichele von der Universität Toulouse und ihren Kollegen ist es jetzt gelungen, einen Blick in das Innere eines weißen Zwergs zu werfen. Ähnlich wie bei der irdischen Seis­mo­logie die Analyse von Erd­beben­wellen Rück­schlüsse auf den inneren Aufbau der Erde erlaubt, können Astro­nomen aus der Unter­suchung von Schwin­gungs­moden von Sternen Erkennt­nisse über deren innere Struktur gewinnen. Der große Vor­teil: Die Astero­seismo­logie liefert Ergeb­nisse, die völlig unab­hängig von den Modellen der Stern­ent­wick­lung sind.

Das Team griff auf Archivdaten des Weltraumteleskops Kepler zurück, das von 2009 bis 2013 die Hellig­keit von 150.000 Sternen über­wacht hatte. Haupt­ziel der Mission war zwar die Ent­deckung von Planeten bei anderen Sternen, das Welt­raum­tele­skop lieferte zugleich aber auch wert­volle Daten über viele ver­änder­liche Sterne. So auch über den pulsie­renden weißen Zwerg KIC 08626021. In den von Kepler gesam­melten Daten, die einen Zeit­raum von insge­samt 23 Monaten über­decken, konnten Giammichele und ihre Kollegen acht indi­vi­duelle Schwin­gungs­moden mit Perioden im Bereich von 143 bis 376 Sekunden nach­weisen.

Diese fütterten die Forscher in ein parametrisches – also von der Stern­ent­wick­lung unab­hängiges – Modell des inneren Auf­baus des weißen Zwergs. Für den zentralen homo­genen Kern liefert der beste Fit an die Daten eine Masse von 0,45 Sonnen­massen mit einem Sauer­stoff­anteil von 86 Prozent. Damit ist der Kern des weißen Zwergs 40 Prozent größer und enthält 15 Prozent mehr Sauer­stoff als es die besten Modelle der Stern­ent­wick­lung vorher­sagen. Das sei nicht nur eine Heraus­forde­rung für die Theorie der Stern­ent­wick­lung, sondern könne Konse­quenzen für die Ver­messung des Kosmos mit­hilfe von Super­novae haben, betonen die Wissen­schaftler. Denn mehr Sauer­stoff im Kern eines weißen Zwergs bedeutet zugleich weniger Kohlen­stoff und damit im Falle einer Explo­sion als Super­nova eine signi­fi­kant geringere Pro­duk­tion des Isotops Nickel-56. Das wiederum beein­flusst direkt die Licht­kurve einer Super­nova des Typs Ia, die durch den Zerfall von Nickel-56 ange­trieben wird.

Rainer Kayser

RK

ContentAd

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe
ANZEIGE

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe

Die HiPace 10 Neo ist ein effizienter, kompakter Allrounder für den Prüfalltag, der geräuscharm und besonders energieeffizient ist.

Weiterbildung

Weiterbildungen im Bereich Quantentechnologie
TUM INSTITUTE FOR LIFELONG LEARNING

Weiterbildungen im Bereich Quantentechnologie

Vom eintägigen Überblickskurs bis hin zum Deep Dive in die Technologie: für Fach- & Führungskräfte unterschiedlichster Branchen.

Meist gelesen

Themen