15.12.2016

Blinkende Halbleiter

Gestapelte zweidimensionale Kristallschichten zeigen stark korre­lierte Fluores­zenz­emission.

Quantenpunkte aus Nanokristallen können bei optischer Anregung in unregel­mäßigen Ab­ständen Fluores­zenz-Licht aus­senden. Dieses Blinken, das trotz konti­nuier­licher Beleuch­tung auf­tritt, konnte bisher nur in ein­dimen­sionalen Systemen beob­achtet werden. Doch nun fanden Forscher an der Nanyang Techno­logical Univer­sity in Singapur einen ähn­lichen, korre­lierten Blink-Effekt auch in zwei­dimen­sionalen Systemen aus hauch­dünnen Halb­leiter­schichten. Auf der Basis dieser Ergeb­nisse könnten nicht nur die Dynamik von Ladungs­trägern besser unter­sucht, sondern auch korre­lierte Licht­quellen für Anwen­dungen in der Quanten­infor­matik ent­wickelt werden.

Abb.: Bilder der blinkenden zweidimen­sio­nalen Hetero­struk­turen aus Wolfram­sulfid und Molybdän­selenid (links sicht­bares Licht, rechts Fluores­zenz­auf­nahme; Bild: Q. Xiong et al., Nanyang TU)

Die Arbeitsgruppe um Qihua Xiong, unterstützt von Kollegen aus Frank­reich und Deutsch­land, depo­nierte zwei­dimen­sionale Lagen aus Wolfram­sulfid und Molybdän­selenid auf einer glatten Unter­lage. In einem kleinen Bereich über­lappten sich die Kristall­schichten und bildeten eine über schwache van der Waals-Kräfte verbundene Hetero­struktur. Mit diesem Aufbau konnten sie das deut­lich unter­schied­liche Fluores­zenz-Ver­halten der einzelnen Schichten mit der Doppel­schicht ver­gleichen.

Abb.: Grafische Darstellung des Ladungs­trans­fers zwischen den beiden zwei­dimen­sio­nalen Kristall­schichten. (Bild: Q. Xiong et al., Nanyang TU)

Sendeten eindimensionale Nanokristalle Fluoreszenzlicht in zufäl­ligen Ab­ständen aus, zeigte das Blink-Ver­halten der Hetero­struktur korre­lierte Wechsel der Emis­sionen. Emit­tierte die Wolfram­sulfid-Schicht Photonen, blieb die Molybdän­selenid­schicht dunkel und umge­kehrt. Verant­wort­lich dafür ist ein spezi­fischer Trans­fer der Ladungs­träger zwischen den Schichten. Ange­regte Elek­tronen der Molybdän­selenid­schicht sammeln sich bevor­zugt im Leitungs­band des Wolfram­sulfids. Parallel bewegen sich Elek­tronen­löcher vom Wolfram­sulfid im Valenz­band des Molybdän­selenids. Die einzelnen Kristall­schichten dagegen emit­tieren Licht mit kon­stanter Inten­sität.

Xiong und seine Kollegen gehen davon, dass zwischen den beiden zwei­dimen­sio­nalen Kristall­schichten noch weitere, kom­plexere Pro­zesse beim Trans­fer der Ladungs­träger auf­treten. Mit weiteren Experi­menten könnte diese Dynamik mit Fluores­zenz­lebens­zeiten von einer knappen Nano­sekunde noch genauer analy­siert und mit einem theore­tischen Modell erklärt werden. Wenn in Zukunft das korre­lierte Blink-Verhalten der Hetero­struk­turen genauer ver­standen sein sollte, locken einige poten­zielle Anwen­dungen. „Diese Doppel­schicht aus van der Waals-Hetero­struk­turen bieten eine einzig­artige Platt­form, um die Dynamik von Ladungs­trägern und Nicht­gleich­gewichts­zustände zu unter­suchen“, sagt Xiong. „Solche korre­lierten Licht­quellen könnten dann in der Quanten­techno­logie einge­setzt werden.“

Jan Oliver Löfken

RK

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