Britische Regierung pro Atomkraft
In Großbritannien hat die Labour-Regierung grünes Licht für den Bau von neuen Atomkraftwerken gegeben.
London (dpa) - In Großbritannien hat die Labour-Regierung von Premierminister Tony Blair grünes Licht für den Bau von neuen Atomkraftwerken gegeben. Die Atomkraft könne einen «bedeutenden Beitrag» dazu leisten, dass energiepolitische Ziele wie der Abbau von klimaschädlichen Kohlendioxid-Emissionen erfüllt werden, heißt es in einem Energiebericht, der am Dienstag in London veröffentlicht wurde. Zugleich will London dafür sorgen, dass die Nutzung alternativer Energien wie Windkraft oder Solarstrom ausgebaut wird.
Blair sagte, die Energiepolitik für die kommenden Jahrzehnte sei «keine Frage des Entweder-Oder». Zur Sicherung des Energiebedarfs und zur Einhaltung der Klimaschutz-Ziele müssten die verschiedensten Möglichkeiten genutzt werden. «Wir sind dabei, in eine Situation zu kommen, in der wir Energie importieren müssen», warnte der Regierungschef. «Wir müssen zumindest unsere bestehenden Atomkraftwerke ersetzen.» Nach Ansicht von Experten könnte dies auf den Bau von bis zu sechs neuen AKW hinauslaufen.
Industrieminister Alistair Darling sagte bei der Vorstellung des Energieberichts im Unterhaus, die Entscheidung über Bau und Betrieb der neuen Anlagen sowie die Beseitigung des nuklearen Abfalls liege bei der Industrie. Zugleich kündigte die Regierung an, dass das Zulassungsverfahren zum Bau von neuen AKW erleichtert wird. Derzeit sind in Großbritannien 14 Atomkraftwerke am Netz, von denen rund 19 Prozent des Energiebedarfs auf der Insel abgedeckt werden. Gas hat einen Anteil von 40 Prozent, Kohle von 33 Prozent.
Das jüngste britische AKW wurde 1988 in Sizewell, rund 40 Kilometer nördlich von Harwich an der Nordsee, gebaut. Wenn es bei den gegenwärtigen Laufzeiten bleibt, müssten bis 2020 bis auf drei alle Anlagen abgeschaltet werden. Nach Umfragen halten sich Gegner und Befürworter der Atomkraft in Großbritannien in etwa die Waage.