17.03.2016

Bunte, schnelle Pulse

Spektrum und Entstehung ultrakurzer Laserpulse in Echtzeit bestimmt.

Die intensivsten und schnellsten optischen Signale – Blitze aus einem Ultrakurzpulslaser – sind heute das Präzisions­werkzeug der Grund­lagen­forschung, Auto­mobil­­industrie und Augen­heil­­kunde. Ihr Licht unterscheidet sich grundlegend von üblichen, einfarbigen Laserstrahlen: Es besteht aus einem Regen­­bogen­spektrum, und je kürzer der Puls, desto reicher die Farben. Wissenschaftler der Universität Göttingen und der University of California in Los Angeles haben nun erstmals die Entstehung dieses „Regenbogens“ in Echtzeit und mit einer Bildrate von 90 Millionen Schnapp­schüssen pro Sekunde gefilmt. Die Ergebnisse könnten relevant für die Entwicklung zukünftiger Laser sein.

Abb.: Zeitlich-spektrale Messung das Starts eines Ultrakurzpulslasers: Am Übergang vom fluktuierenden (unten) zum stabilen Betrieb (oben) wächst eine von vielen benachbarten Fluktuationen stark an. (Bild: G. Herink, U. Göttingen)

Ein stabil laufender Ultrakurz­puls­laser zeichnet sich durch eine streng periodische Kette von ausgesandten Lichtblitzen aus. Der Start eines jeden Laser­vorgangs hingegen ist unregelmäßig, hochgradig komplex und einzigartig – er entwickelt sich aus einem Gewirr zufälliger Fluktuationen. Um diesen Vorgang zu verstehen, nutzten die Forscher die derzeit schnellste Spektro­meter­technik weltweit: Sie erfasst lückenlos das Stakkato von hundert­tausenden von Pulsen mit Abständen von wenigen Milliardstel Sekunden und macht das Farbspektrum jedes einzelnen Pulses sichtbar.

Die Wissenschaftler verwendeten bei ihrer Messung einen Trick: In einer Glasfaser läuft das Licht einer jeden Farbe mit einer anderen Geschwindigkeit. Ein kurzer „weißer“ Puls zerfließt so entsprechend seiner Farben zu einem zeitlichen Regenbogen. Mit einer kilo­meter­langen Glasfaser konnte das Team so die Farb­spektren jedes Pulses in gestreckte Zeitsignale umwandeln und mit spezieller Hoch­geschwindigkeits­elektronik festhalten. Somit ließ sich die komplette Entstehung des Regen­bogen­spektrums vieler Laserstarts beobachten und detailliert analysieren.

Abb.: Blick in einen Ultrakurzpulslaser. Aus zufälligen Fluktuation wächst eine periodische Kette intensiver Laserpulse. Entscheidend dafür ist ein nichtlinearer Prozess im Titan-Saphir-Kristall (Mitte; Bild: G. Herink, U. Göttingen)

„Diese Echtzeitspektroskopie schließt eine Lücke in der Laser­diagnostik“, erläutert der Erstautor der Studie, Georg Herink vom IV. Physikalischen Institut der Universität Göttingen. „Wir erhalten in Sekunden­bruch­teilen einmalige Einblicke in Laser­systeme und kurzlebige nicht­lineare Effekte.“ So entdeckten die Forscher beispielsweise einen bisher unbekannten Mechanismus, bei dem das Wechselspiel zweier kleinerer Lichtpulse den Laser startet. Auch beobachteten sie, dass sich nicht zwangsläufig die intensivste Fluktuation zum Riesen­regen­bogen entwickelt: Aufgrund der komplexen Dynamik schafft es manchmal auch eine schwächere Störung und überholt im richtigen Zeitpunkt den ursprünglichen Favoriten.

GAU / DE

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