„Carmenes“ findet ersten Planeten
Exo-Neptun in habitabler Zone um nahen Zwergstern entdeckt.
Seit Januar 2016 nutzt ein deutsch-spanisches Forscherteam mit Beteiligung der Uni Göttingen den modernen Spektrografen Carmenes für die Suche nach erdähnlichen Planeten. Jetzt haben die Wissenschaftler ihren ersten Fund verkündet: Er trägt die Bezeichnung HD 147379b und ist etwas schwerer als Neptun. Sein Mutterstern ist ein M-Zwerg und nur ungefähr halb so schwer wie die Sonne.
Abb.: Kuppel des 3,5-Meter-Teleskops Calar Alto in Südspanien, an dem Carmenes montiert ist. Das größte Teleskop im kontinentalen Westeuropa liegt in 2100 Metern Höhe in der Sierra de los Filabres bei Alméria. (Bild: E. W. Guenther / Carmenes Coll.) Caption
HD 147379b umkreist seinen Stern einmal in 86 Tagen in einem Abstand, der nur etwa ein Drittel so groß ist wie der Abstand der Erde zur Sonne. Damit befindet er sich in der bewohnbaren Zone, in der es Wasser in flüssiger Form geben könnte. Dass sich auf HD 147379b selbst Leben entwickelt, ist allerdings unwahrscheinlich, da er vermutlich keine feste Oberfläche hat.
„Carmenes ist darauf optimiert, Planeten in diesem Abstand zum Stern zu finden, da dort die Chance auf die Entstehung von Leben als am größten angesehen wird“, sagt Ansgar Reiners vom Institut für Astrophysik der Georg-August-Universität. „Dass unsere erste Entdeckung ein Planet im richtigen Abstand zu seinem Stern ist, zeigt, dass unsere Suche in diesem Bereich besonders effizient ist.“
Abb.: Umlaufbahn des neuen Planeten HD 147379b um seinen Stern (rechts) im Vergleich zum Sonnensystem (links). Die sogenannte "bewohnbare" Zone, in der sich auch die Erde befindet, ist in beiden Systemen blau dargestellt. (Bild: GAU)
Carmenes wurde gemeinsam von elf deutschen und spanischen Projektpartnern geplant und gebaut, darunter das Institut für Astrophysik der Universität Göttingen. „Carmenes ist das erste Instrument, das gleichzeitig optisches und infrarotes Licht untersuchen kann“, erläutert Stefan Dreizler vom Institut für Astrophysik. „Das ist entscheidend bei der Suche nach Planeten um sehr kühle Sterne.“ Carmenes besteht aus zwei Spektrografen, die das Licht von Sternen analysieren können und die beide für die Entdeckung von Planeten optimiert wurden.
Das Projekt läuft noch mindestens bis Ende 2020. Die Wissenschaftler hoffen, ihre Suche auch darüber hinaus fortsetzen zu können. „Für die Entdeckung eines erdähnlichen Planeten sind sehr oft mehr als hundert Messungen notwendig“, so der Göttinger Astrophysiker Mathias Zechmeister. „Wenn man nach Planeten bei hunderten von Sternen sucht, braucht man dafür sehr viel Teleskopzeit.“ Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt das Projekt mit einer Forschergruppe an der Universität Göttingen.
GAU / OD