08.02.2016

Chaotisches Wachstum junger Sterne

Ungleichmäßiger Materiezustrom auf Proto­sterne ver­ur­sacht Hellig­keits­aus­brüche.

Sterne entstehen durch den gravitativen Kollaps von Verdich­tungen in kühlen Molekül­wolken. Zunächst bildet sich ein Proto­stern, der seine Energie aus der Akkretion von Materie bezieht – noch reichen die Bedin­gungen im Stern­inneren nicht für die Zündung der Kern­fusion aus. Der Materie­einfall ist mit einer Umver­teilung des Dreh­impulses verbunden und erfolgt daher nicht sphärisch symme­trisch, sondern über eine rotierende Scheibe um den Proto­stern. Bislang gingen die Astronomen von einem quasistationären Zustrom der Materie über diese rotierende Scheibe aus. Beobachtungen eines inter­nationalen Forscher­teams um Hauyu Baobab Liu von der Academia Sinica in Taiwan mit dem japani­schen Groß­teleskop Subaru auf Hawaii zeigen jetzt jedoch, dass es sich bei der frühen Ent­wicklung eines Sterns eher um einen chao­tischen Prozess handelt.

Abb.: Die beobachteten Verdichtungen in den Materiescheiben um entstehende Sterne. Die jungen Sterne selbst sind durch eine Blende verdeckt. (Bild: H. B. Liu et al. / AAAS)

Seit langem ist bekannt, dass FU-Orionis-Sterne – junge Vor-Haupt­reihen-Sterne – extreme Hellig­keits­aus­brüche um bis zu sechs Größen­klassen zeigen, die mit einer Zunahme der Materie­akkretion um den Faktor 1000 einher­gehen und mehrere Jahr­zehnte andauern können. Was solche Ereig­nisse im vermeint­lich stetigen Materie­fluss aus­lösen könnte und wie diese physi­kalisch ablaufen, ist bislang nicht befrie­digend geklärt.

Liu und seine Kollegen haben nun hoch aufge­löste Beob­achtungen im Infra­rot-Bereich von mehreren FU Orionis-Objekten durch­ge­führt. Dazu nutzten sie das „High Contrast Instrument for the Subaru Next Gene­ration Adaptive Optics“ am 8,2 Meter großen Subaru-Tele­skop auf dem Mauna Kea. Die Auf­nahmen von FU Ori, V1735 Cyg, V1057 Cyg und Z CMa zeigen auf­fällige Strukturen – Ver­klumpungen und Spiral­arme – in den Materie­scheiben um die jungen Sterne mit extremen Hellig­keits­aus­brüchen. Mithilfe von hydro­dynamischen Simu­la­tionen und theore­tischen Modellen zeigen die Forscher, dass sich die beob­achteten Strukturen durch gravi­tative Instabi­li­täten in der Ent­stehungs­phase der Materie­scheibe bilden können. Die Verdich­tungen wandern dann langsam nach innen, fallen schließ­lich auf den Stern und lösen so Episoden rasanten Wachs­tums verbunden mit Hellig­keits­aus­brüchen aus.

Die instabile Phase dauere offenbar mehrere hundert­tausend Jahre an, so Liu und seine Kollegen. Nach Ende der Wachs­tums­phase des Sterns, wenn also seine Strahlung so stark geworden ist, dass sie einen weiteren Materie­einfall unter­bindet, können im Über­rest der rotie­renden Materie­scheibe Planeten ent­stehen. Die Beob­achtungen von Liu und seinem Team werfen nun die Frage auf, welchen Ein­fluss die frühen Instabi­li­täten in der Scheibe auf den Prozess der Planeten­ent­stehung haben. Eine Antwort darauf können nur weitere Beob­achtungen ent­stehender Planeten­system mit hoher Auf­lösung liefern.

Rainer Kayser

RK

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