12.12.2018

Chemische Sensoren in Mikrochip-Größe

Quantenkaskadenlaser erzeugen robuste Frequenz­kämme.

Ein gewöhnlicher Laser hat genau eine Farbe. Es gibt aller­dings auch Laser, deren Licht kompli­zierter auf­ge­baut ist: Frequenz­kämme, bei denen das Licht aus vielen ver­schie­denen Frequenzen besteht, zwischen denen der Abstand immer gleich ist. Frequenz­kämme eignen sich perfekt als chemische Sensoren. An der TU Wien wird diese spezielle Art von Laser­licht ver­wendet, um chemische Analysen auf klein­stem Raum zu ermög­lichen. Mit dieser neuen Techno­logie, die bereits zum Patent ange­meldet wurde, können Frequenz­kämme auf einem ein­zigen Chip auf sehr ein­fache und robuste Weise erzeugt werden.

Abb.: Der Laser sendet Licht mit ganz spezi­ellen spektralen Eigen­schaften...
Abb.: Der Laser sendet Licht mit ganz spezi­ellen spektralen Eigen­schaften aus. (Bild: TU Wien)

„Das Spannende ist, dass man mit zwei Frequenzkämmen relativ einfach ein Spektro­meter bauen kann“, erklärt Benedikt Schwarz von der TU Wien. „Dabei nützt man Schwebungen zwischen ver­schie­denen Frequenzen aus. Wir ver­wenden diese neue Methode, weil sie ohne beweg­liche Teile aus­kommt und ent­wickeln damit ein Chemie­labor im Milli­meter-Format.“ An der TU Wien werden Frequenz­kämme mit einer ganz spezi­ellen Art von Lasern her­ge­stellt, den Quanten­kaskaden­lasern. Dabei handelt es sich um Halb­leiter­struk­turen, die aus vielen ver­schie­denen Schichten bestehen. Wenn man elek­trischen Strom durch die Struktur schickt, sendet sie Laser­licht im Infra­rot­bereich aus. Die Eigen­schaften des Lichts kann man steuern, indem man die Geo­metrie der Schicht­struktur passend wählt.

„Mit Hilfe eines elektrischen Signals mit einer ganz bestimmten Frequenz können wir unsere Quanten­kaskaden­laser gezielt beein­flussen und bekommen eine Reihe von Licht­frequenzen, die alle mit­ein­ander gekoppelt sind“, sagt Johannes Hill­brand von der TU Wien. „Der große Vorteil unserer Technik ist die Robust­heit des Frequenz­kamms“, ergänzt Schwarz. Ohne diese Technik sind die Laser extrem empfind­lich gegen Störungen, wie sie außer­halb des Labors unver­meid­lich sind – etwa Tempe­ratur­schwan­kungen oder Refle­xionen, die einen Teil des Lichts wieder in den Laser zurück­senden. „Unsere Technik kann mit sehr geringem Aufwand reali­siert werden und eignet sich daher hervor­ragend für prak­tische Anwen­dungen selbst in schwie­rigen Umge­bungen. Die benö­tigten Bau­ele­mente findet man heute im Grunde in jedem Mobil­telefon“, betont Schwarz.

Dass der Quantenkaskadenlaser einen Frequenzkamm im Infra­rot­bereich erzeugt, ist deshalb wichtig, weil viele wichtige Moleküle genau in diesem Bereich am besten detek­tiert werden können. „Ver­schie­dene Luft­schad­stoffe, aber auch Bio­moleküle, die für die medi­zi­nische Dia­gnostik eine wich­tige Rolle spielen, absor­bieren ganz bestimmte Licht­frequenzen im Infra­rot­bereich. Man bezeichnet das oft auch als optischen Finger­abdruck des Moleküls“, erklärt Hillbrand. „Wenn man also misst, welche Infrarot-Frequenzen von einer Gasprobe absor­biert werden, kann man ganz genau sagen, welche Stoffe sie enthält.“

„Gerade wegen seiner Robustheit hat unser System gegenüber allen anderen Frequenz­kamm-Techno­logien einen ent­schei­denden Vorteil – es ist problem­los minia­turi­sier­bar“, sagt Schwarz. „Wir brauchen keine Linsen­systeme, keine beweg­lichen Teile und keine optischen Isola­toren, die nötigen Struk­turen sind winzig. Man kann das gesamte Mess­system auf einem Chip im Milli­meter­format unter­bringen.“ Dadurch ergeben sich spekta­ku­läre Anwen­dungs­ideen: Man könnte den Chip auf einer Drohne unter­bringen und Luft­schad­stoffe messen. An der Wand montierte Mess­chips könnten in gefähr­deten Gebäuden nach Spreng­stoff­spuren suchen. Man könnte die Chips in medi­zi­nische Geräte ein­bauen, um Krank­heiten an chemischen Spuren in der Atem­luft zu erkennen. „Schon jetzt sehen wir, dass andere Forschungs­teams an unserem System höchst interes­siert sind“, so Schwarz. „Wir hoffen, dass es bald nicht nur in der akade­mischen Forschung, sondern auch in Alltags­anwen­dungen einge­setzt wird.“

TU Wien / RK

Weitere Infos

ContentAd

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe

Die HiPace 10 Neo ist ein effizienter, kompakter Allrounder für den Prüfalltag, der geräuscharm und besonders energieeffizient ist.

Sonderhefte

Physics' Best und Best of
Sonderausgaben

Physics' Best und Best of

Die Sonder­ausgaben präsentieren kompakt und übersichtlich neue Produkt­informationen und ihre Anwendungen und bieten für Nutzer wie Unternehmen ein zusätzliches Forum.

Meist gelesen

Themen