24.05.2013

Das feuerrote Test-Teleskop

In Adlershof wurde ein Prototyp für das Gammateleskop „Cherenkov Telescope Array“ in Betrieb genommen.

Noch ist unklar, von wo aus in einigen Jahren die rund hundert Teleskope des geplanten „Cherenkov Telescope Array“ (CTA) den Nachthimmel beobachten werden - von Berlin aus sicher nicht. Angesichts der starken Rolle, die das DESY-Institut in Zeuthen spielt, lag Berlin als Standort für den ersten Teleskop-Prototypen aber auf der Hand.

Am 22. Mai wurde der feuerrote Prototyp, der bis zu zwanzig Meter in den Himmel über Berlin-Adlershof ragt, offiziell eingeweiht. Der von DESY entworfene und gebaute Prototyp dient dazu, die Antriebs- und Sicherheitssysteme des beweglichen Teleskops zu testen und seine mechanischen Eigenschaften zu vermessen im Hinblick auf die genaue Ausrichtung auf ein Himmelsobjekt.

In Berlin-Adlershof steht der erste Teleskop-Prototyp für das Cherenkov Telescope Array (CTA). (Quelle: DESY)

Das in internationaler Kooperation von rund 1000 Wissenschaftlern aus 27 Ländern entstehende CTA ist ein geplantes Ensemble von drei unterschiedlich großen Teleskoptypen mit dem Ziel, kosmische Gammastrahlung der höchsten Energien zu vermessen. Wissenschaftler wollen so das Universum nach kosmischen Teilchenbeschleunigern wie Supernova-Explosionen, Doppelsternsystemen oder Aktiven Galaktischen Kernen durchsuchen. Wenn die Gammaquanten in die Erdatmosphäre eindringen, entstehen Schauer von sekundären, geladenen Teilchen. Diese emittieren Cherenkov-Licht, das die Teleskope registrieren. 

Das CTA soll Tausende dieser Objekte mit bisher nicht erreichter Sensitivität beobachten können. „Es wird damit das Observatorium der Zukunft in der Gamma-Astronomie sein und unser Verständnis des Universums grundlegend erweitern.“, ist Christian Stegmann, der Leiter von DESY-Zeuthen, überzeugt. DESY stellt die größte Gruppe innerhalb des internationalen Projekts und ist für Design und Bau der mittelgroßen Teleskope mit einem Spiegeldurchmesser von rund zwölf Metern verantwortlich.

Das CTA wurde kürzlich in die BMBF-Roadmap für Forschungsinfrastrukturvorhaben aufgenommen, nachdem ihm zuvor der Wissenschaftsrat herausragende Bedeutung aufgrund seiner Einzigartigkeit bescheinigt hatte. Der Bau an zwei Standorten soll voraussichtlich 2015 beginnen. Auf der Nordhalbkugel sollen 20 bis 30 Teleskopen stehen, verteilt auf einer Fläche von einem Quadratkilometer, auf der Südhalbkugel 70 bis 100 Teleskope auf etwa zehn Quadratkilometern. Der deutsche Anteil an den Baukosten beträgt rund 50 Millionen Euro. Mit der Aufnahme in die Roadmap hat das BMBF seine grundsätzliche Finanzierungsbereitschaft beim Bau von CTA erklärt. Bereits bei den Vorgängerprojekten HESS und MAGIC, die nur aus einigen wenigen Teleskopen bestehen, haben deutsche Institute eine führende Rolle gespielt.

SJ/DESY

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