09.03.2018

Das Märchen von Hasen und Neutrinos

Im neuen Rätsel von Physik in unserer Zeit suchen wir einen Neutrino-Fänger. Wir verlosen drei Mal "Physik im Alltag".

Es war einmal ein Jäger, der wollte Hasen jagen. Er machte sich auf den Weg – mit einer selbst konstruierten Hasenfalle, einem riesige Tank voll mit Tetrachlorkohlenstoff. Als er auf der Wiese ankam, hatte er das Gefühl, von Dutzenden Hasen umgeben zu sein. Nur entdecken konnte er keinen einzigen. Die Biester versteckten sich einfach zu gut – und die Falle blieb leer. Erst Jahre später wurde dem Jäger klar, dass die Wiese tatsächlich voll Hasen gewesen sein muss. Genauer: Anti-Hasen. Und die sind allergisch gegen Tetrachlorkohlenstoff.

Doch der Jäger ließ sich nicht entmutigen: Noch während er seinen Tank nach Hause schob, überlegte er schon, wie er eine neue Falle bauen könnte. Zuerst tauschte er den Köder aus: Gegen Tetrachlorethen. Die neue Falle packte er auf einen Lastwagen und machte sich wieder auf den Weg an den Waldrand. Diesmal hatte er sogar ausgerechnet, wie viele Hasen auf der Wiese sein müssten und wie viele er vermutlich am Abend nach Hause bringen würde. Doch als die Sonne unterging, saß nur ziemlich genau zwei Drittel der vorhergesagten Menge Hasen in der Falle.

Tief in Gedanken versunken machte er sich auf den Heimweg. Er erzählte Jagdkollegen davon. Manche hielten das für Jägerlatein, andere für Pech. Wieder andere dachten, dass bloß besonders schnelle Hasen ihren Weg in die Falle gefunden hätten und konstruierten eigene Fallen, mit denen sie diese Vermutung bestätigen wollten. Erst Jahre später wurde klar: wieder war der Köder schuld. Auf der Wiese mochte einfach nur zwei Drittel der Hasen Tetrachlorethen.
Den Jäger gab es wirklich, nur dass er nicht Hasen, sondern Neutrinos jagte. Am Ende erhielt er sogar – fast 20 Jahre nach seiner Pensionierung – den Nobelpreis, vielleicht auch deshalb, weil er in all den Jahren selten seinen Optimismus verlor, obwohl er trotz mühevollen Spülens, Messens und Sammelns nie so viele Hasen, äh: Neutrinos nach Hause brachte, wie es theoretisch eigentlich sein sollten.

Die Voraussetzungen für seine Forschung erhielt er schon als Jugendlicher: Sein Vater, ein Fotograf für das National Bureau of Standards, hatte seinen Sohn nicht nur in die Fotografie, sondern auch in die Chemie eingeführt und mit einem kleinen Labor ausgestattet. Das Fach studierte er dann auch, forschte im Zweiten Weltkrieg an Chemiewaffen, um schließlich als Chemiker am Brookhaven National Laboratory zu landen, wo er Zeit seines Lebens forschte. Dort entwickelte er auch seine ersten Neutrino-Fallen. Die Grundidee blieb über die Jahre dieselbe: Chlor kann durch einfallende Neutrinos in ein radioaktives Argon-Isotop verwandelt werden, das sich dann verhältnismäßig leicht nachweisen lässt.

Über Jahrzehnte hinweg verfolgte der Gesuchte die Spuren von Neutrinos aus der Sonne und dem All, in Kometen und Meteoriten und zuletzt in einem riesigen Tank voll Tetrachlorethen in einer aufgelassenen Goldmine. So wurde er zu einem der Pioniere der Neutrinophysik.
Andreas Loos, Berlin

Wer war der Neutrinoforscher? Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte an: Physik in unserer Zeit, Wiley-VCH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, oder per Email an: thomas@buehrke.com. Absender bitte nicht vergessen! Einsendeschluss ist der 15.4.2018. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir verlosen drei Exemplare des Buches Physik im Alltag für Dummies von Wilhelm Kulisch. Der Originalartikel ist in der aktuellen Ausgabe von Physik in unserer Zeit erschienen.

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