05.01.2012

Das Puzzle der Kontinente

Vor hundert Jahren präsentierte Alfred Wegener seine Theorie der Kontinentalverschiebung.

Wie man als Außenseiter das Weltbild der Physik revolutionieren kann, hat Albert Einstein 1905 unter Beweis gestellt. Sieben Jahre später schickte sich der promovierte Astronom und Spezialist für Atmosphärenphysik, die Welt der Geologie aus den Angeln zu heben. Vor hundert Jahren, am 6. Januar 1912, stellte der damals 31-jährige Alfred Wegener auf der Hauptversammlung der Geologischen Vereinigung in Frankfurt am Main seine revolutionäre Theorie zur Entstehung der Kontinente und Ozeane vor.

Wegener nahm an, dass die Erdoberfläche, wie wir sie heute kennen, aus einem Urkontinent hervorgegangen sei. Dessen Schollen seien im Laufe der Erdgeschichte auseinandergedriftet und hätten so Kontinente und Ozeane gebildet. Mit dieser Idee konnte der junge, eigentlich fachfremde Wissenschaftler damals viele Befunde der Geologen, Paläontologen und der Tier- und Pflanzengeographen zwanglos erklären. Ausgangspunkt war die erstmals von Wegener gemachte Beobachtung, dass die Küstenlinien zu beiden Seiten des Atlantiks wie Puzzlestücke zusammenzupassen schienen.

Mit seiner gewagten Hypothese hatte Wegener, der seit 1909 Professor für kosmische Physik an der Universität Marburg war und die dortige Sternwarte leitete, keinen leichten Stand bei den ausgewiesenen Geowissenschaftlern, die sich eher empört als angeregt zeigten. Der Geologie-Professor Max Semper tönte gar „O heiliger Sankt Florian, verschon das Haus, zünd‘ andere an!“

Diese Ablehnung, die durchaus auch gehässige und polemische Züge trug, war allerdings nicht unbegründet, denn Wegener konnte damals keine Kräfte oder Mechanismen benennen, welche die Kontinente verschieben könnten. Der junge Forscher war sich dieses Mangels durchaus bewusst, zweifelte aber nicht an der grundsätzlichen Richtigkeit seiner Thesen.

Alfred Wegener um 1912 (Foto: AWI)

Wegeners Wissenschaftskollegen brauchten bis zum Anfang der 1960er Jahre, um mit modernen geomagnetischen Untersuchungsmethoden den Sprung von Wegeners Theorie zur heute nachgewiesenen und gültigen Lehrmeinung der Plattentektonik zu meistern. Die Befunde stellten Wegeners Theorie dabei gewissermaßen vom Kopf auf die Füße: Die Vorstellung, dass die Kontinente durch die Ozeane pflügen, dreht sich dahingehend um, dass sich Kontinente und Ozeane als gemeinsamer oberer Teil der Lithosphärenplatten zusammen bewegen. Die Kontinente als leichteste Gesteine schwimmen sozusagen oben auf. Den Geschwindigkeitsrekord hält Indien, das sich mit 20 Zentimetern pro Jahr vor rund 140 Millionen Jahren auf dem Weg von Ost-Gondwana, einem Kontinent, der in der Erdfrühzeit entstanden war, nach Eurasien machte.

Wegener gilt heute als „Vater der Plattentektonik“. „Rückblickend darf man ihn aber auch als den Kopernikus der Geowissenschaften bezeichnen, denn Wegener hat unser Bild von der Erde revolutioniert und dafür am Anfang eine Menge Spott und Häme in Kauf genommen“, sagt Wissenschaftshistoriker Reinhard Krause vom Alfred-Wegener-Institut. Den Durchbruch seiner Theorie konnte Alfred Wegener, der auch Ideen zur Entstehung der Mondkrater entwickelte und später vor allem als Polarforscher bekannt wurde, nicht mehr miterleben. Er starb im November 1930 wahrscheinlich an Herzversagen auf dem grönländischen Inlandeis.

Das Alfred-Wegener-Institut feiert seinen Namenspatron am 100. Jahrestag seiner Theorie. Gemeinsam mit dem Senckenberg Naturmuseum veranstaltet es ein Jubiläumskolloquium am historischen Vortragsort in Frankfurt am Main.

AWI /GFZ / Alexander Pawlak

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