07.12.2010

Den Bachelor meistern

Die junge DPG (jDPG) und die Zusammenkunft der Physikfachschaften (ZaPF) stellen die Bachelor- und Master-Studiengänge in einer Umfrage auf den Prüfstand.

Physik Journal – Die junge DPG (jDPG) und die Zusammenkunft der Physikfachschaften (ZaPF) stellen die Bachelor- und Master-Studiengänge in einer Umfrage auf den Prüfstand.

Steigende Studien- und Prüfungslast, Verschulung, erschwerte Studienortwechsel und Auslandsemester, die Klagen über die neuen zweistufigen Studiengänge wollen nicht verstummen. Immer wieder sind Studierende, nicht selten zusammen mit ihren Lehrenden, deshalb auf die Straße gegangen und haben mit Protesten und Streiks gegen Missstände in Folge des Bologna-Abkommens protestiert. Dieses hatte mit den Bachelor- und Master-Abschlüssen gerade das im Visier, was die Studenten schmerzlich vermissen: ein vergleichbares Studium in den europäischen Ländern, das zudem zügig absolvierbar sein sollte. Die zweistufigen Studiengänge sind in der Physik mittlerweile flächendeckend eingeführt. Bereits 2005 hatte die Konferenz der Fachbereiche Physik (KFP) Empfehlungen zu Bachelor und Master verabschiedet, die insbesondere zum Ziel haben, das bisherige Niveau des bis dahin international anerkannten Diploms zu bewahren.

Nun melden sich die junge DPG gemeinsam mit der Zusammenkunft aller Physikfachschaften (ZaPF) mit eigenen Empfehlungen zu Wort. Das Besondere daran: Um diese zu untermauern, haben sie eine Umfrage unter rund 3500 Physik-Studierenden an 33 Hochschulen durchgeführt. Der größte Teil der Befragten (80 Prozent) steckt noch mitten im Bachelorstudium. Nur sieben Prozent haben bereits einen Bachelorabschluss und studieren nun mit dem Ziel Master.

„Die Vergleichbarkeit der Physik-Studiengänge ist in Deutschland nicht gegeben, so dass ein reibungsloser Uniwechsel, wie er bei Bologna eigentlich vorgesehen war, nicht immer möglich ist“, betont der Gießener Student Enno Lorenz, Mitglied im Arbeitsteam Hochschulpolitik der jDPG. Wie die Umfrage zeigt, unterscheiden sich die Studiengänge in Bezug auf die Prüfungsregelungen, die Benotung sowie den Arbeitsaufwand. Bundesweit beurteilen 38 Prozent der Studierenden den tatsächlichen Arbeitsaufwand für ein Studien-Modul als deutlich höher als veranschlagt. Dabei kann sich die Belastung von Uni zu Uni deutlich unterscheiden. Der betreffende Anteil schwankt zwischen 21 und 62 Prozent, bei den höheren Semes­tern sogar zwischen 16 und 80.

jDPG und ZaPF empfehlen daher, regelmäßig die Arbeitslast zu evaluieren und außerdem die Prüfungs- und Studienordnungen transparent und eindeutig zu gestalten. Hier könnten auch die sog. Modulhandbücher hilfreich sein.

Bei der inhaltlichen Gewichtung der Module für einen Bachelor- bzw. Master-Abschluss sind die Empfehlungen von jDPG und ZaPF größtenteils konform mit denen der KFP. Darüber hinaus fordern die jungen Physiker jedoch, dass im Rahmen des Bachelors auch Raum für ein verpflichtendes, nichtphysikalisches Nebenfach geschaffen werden sollte. Ebenso sollten auch Qualifikationen wie Programmiersprachen oder wissenschaftliches Präsentieren in die für einen Bachelor erforderlichen Punkte (Credit Points) einfließen. „Ein wichtiges Ergebnis ist, dass die Studierenden sich besonders für Ausslandssemester und Praktika aussprechen. Daher sollte man Regelungen finden, die es stärker als bisher ermöglichen, die dort erbrachten Leistungen einzubringen“, sagt Ulrike Ritzmann von der ZaPF. Das solle die Mobilität der Studierenden innerhalb Europas ohne Zeitverlust voranbringen, eines der zentralen Ziele der Bologna-Reform.

In Bezug auf den Charakter des Bachelor als berufsqualifizierenden Abschluss fällt das Votum der Studierenden deutlich aus. Für den größten Teil der Befragten ist dies nicht der Fall. Auch der Wunsch nach einem einstufigen Physik-Studium analog zum abgeschafften Diplom ist ausgeprägt.

Doch wie sieht es mit der Akzeptanz der Bachelor-Absolventen auf dem Arbeitsmarkt aus? Das hat eine Studie des Instituts für Managementkompetenz an der Universität des Saarlandes fächerübergreifend unter die Lupe genommen. Die Autoren der Studie werteten die Stellenangebote derjenigen 15 Unternehmen aus, die sich 2004 als erste in der Erklärung „Bachelor Welcome“ für eine Akzeptanz des neuen Abschlusses stark gemacht hatten. Das Ergebnis ist ernüchternd: Von den 743 Stellen für Bachelorabsolventen ohne Berufserfahrung boten gerade einmal 5 Prozent den direkten Einstieg in einen Job, 86 Prozent waren Praktika, 9 Prozent Trainee-Stellen. Damit laufe die „Generation Bachelor“ Gefahr, zur „Generation Praktikum“ zu werden. Für Studierende der Physik besteht diese Gefahr jedoch kaum, da diese ihr Studium in aller Regel mit einem Master abschließen.

Alexander Pawlak

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