Der blaue (Exo-)Planet
Astronomen gelingt mit Hubble erstmals die Farbbestimmung einer fernen Welt.
Aus einer nicht allzu großen Entfernung würde der Planet HD 189733b an den „blassblauen Punkt“ erinnern, als den die Erde auf einem Foto der Raumsonde Voyager-1 erschien, als sie ihren Heimatplaneten 1990 von Höhe der Neptunbahn aus fotografierte. Doch damit hören die Gemeinsamkeiten mit der Erde auch schon auf. Denn der Exoplanet ist ein Gasriese, der sehr eng um seinen Stern läuft. Die Lufttemperatur beträgt um die tausend Grad und es regnet flüssiges Glas, seitwärts, umher gewirbelt von 7000 Stundenkilometer schnellen Orkanen.
Abb.: HD 189733, der gelbe Zwergstern am linken Bildrand, ist mit nicht einmal achter Größe schon für Amateurfernrohre ein leichtes Ziel. Er liegt unweit des berühmten Hantelnebels, Messier 27, im Sternbild Füchschen. Der Bildausschnitt ist etwa ein halbes Grad breit (ein Vollmonddurchmessser; Bild: NASA / ESA / DSS2 / D. De Martin)
Der 63 Lichtjahre entfernte Stern und sein kobaltblauer Transitplanet sind schon seit längerem bekannt und immer wieder Ziel von Beobachtungen von diversen Sternwarten aus, aber erst das Weltraumteleskop Hubble machte jetzt die erste Farbbestimmung möglich. „Das ist ein echtes Novum,“ sagt Frédéric Pont von der University of Exeter, „damit wissen wir jetzt sicher, was wir sehen würden, könnten wir ihn aus der Nähe betrachten.
Die Astronomen verwendeten Hubbles Space Telescope Imaging Spectrograph (STIS), um über das reflektierte Licht des Planeten seine Albedo zu bestimmen. Dazu machten sie sich die Transits zunutze, anhand derer sie das zur Erde gestreute Licht von dem des überstrahlenden Sterns isolieren konnten. „Wir sahen einen Abfall im blauen Teil des Spektrums des Gesamtsystems, als der Planet hinter seiner Sonne verschwand,“ erklärt Tom Evans von der University of Oxford. „Daher wissen wir von der blauen Färbung des Planeten, denn in anderen Teilen des Spektrums gab es keine Änderung.“
Diese Farbe kommt jedoch nicht von ausgedehnten Ozeanen, sondern von einer diesigen, turbulenten Atmosphäre, die mit Silikatpartikeln durchsetzt sind. Diese streuen besonders gut die blauen Anteile des Sternlichts in Richtung Erde. Frühere Beobachtungen hatten die Existenz dieser Teilchen nahe gelegt, die Hubble-Beobachtungen gelten jetzt als Beweis.
Abb.: HD 189733b ist etwa so groß wie Jupiter, umkreist aber seinen sonnenähnlichen Heimatstern in nur 2,2 Tagen. Die Halbachse seiner Bahn ist nur ein Zehntel so groß wie die des Merkur und er weist seiner Sonne immer dieselbe Seite zu. (Bild: G. Bacon, NASA / ESA)
„Es ist schon bei den Planeten unseres Sonnensystems schwierig herauszufinden, was für die Färbung der Atmosphären verantwortlich ist,“ sagt Pont, „aber was HD 189733b angeht, haben wir jetzt ein ganz wichtiges Puzzlestück.“ Dies betrifft nicht nur diesen Planeten alleine, sondern die ganze Klasse der „heißen Jupiter“, die unter den bislang entdeckten Exoplaneten auswahlbedingt recht viele Mitglieder aufweist.
ESA / Oliver Dreissigacker