Der digitale Hörsaal wird erforscht
Kann digitales Lernen und Lehren das Studium verbessern? Dieser Frage widmen sich deutschlandweit 20 Projekte.
Digital ist überall, auch im Studium, etwa in Form von Lern-Apps oder Hochschulkursen, die über das Web verfügbar sind (Massive Open Online Courses, MOOCs). Doch so zeitgemäß all dies daher kommt, ist vielfach noch unklar, ob und wie sich digitale Medien am besten für Lernen und Lehre an den Hochschulen nutzen lassen. Lernen Physikstudierende besser, wenn sie digitale Medien nutzen können, um Experimente durchzuführen? Oder kann eine Testsoftware Hochschullehrer bei der Konzeption und Auswertung von Klausuren unterstützen?
Weil der Forschungsbedarf zu Nutzen und Grenzen digitaler Medien im Studium hoch ist, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Projekte, die sich gezielt mit Digitalisierung in der Hochschulbildung befassen. Eine Expertenjury hat nun 20 Einzel- und Verbundprojekte an 39 Instituten deutschlandweit für die Förderung ausgewählt.
Die Forschungsprojekte, die für die nächsten drei Jahre insgesamt mehr als zwölf Millionen Euro erhalten, sind ein wichtiger Beitrag zur „Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft“ des BMBF. „Die Anwendung digitaler Formate führt nicht automatisch zu einer besseren Lehre – von entscheidender Bedeutung sind die didaktischen Konzepte, die hinter der Nutzung digitaler Technologien stehen, um zum Beispiel Studierende aktiver einzubinden“, betont Staatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen.
Ein Beispiel aus der Physik ist das Projekt „VorleXung“ an der TU Kaiserslautern, das mit rund 269.000 Euro gefördert wird. Jochen Kuhn, Professor für Didaktik der Physik, forscht mit seinem Team daran, wie sich Vorlesungen und Übungen mit Videoanalysen sinnvoll verbinden lassen. Dazu sollen unter anderem Experimente während der Vorlesung gefilmt und anschließend in der Übung mittels Videoanalyse am Rechner ausgewertet werden.
Darüber hinaus sollen Videoanalysen dazu beitragen, physikalische Inhalte wie Formeln, Diagramme und Vektoren besser aufzuarbeiten. „Außerdem bietet sich die Technik an, um auch mit Tablet-PCs eigenständig Experimente durchzuführen und anschließend mittels Videoanalyse auszuwerten“, so Kuhn.
Andere Projekte widmen sich übergreifenden Fragen. So untersucht „ActiveLeaRn“, angesiedelt an den Universitäten Duisburg-Essen und Oldenburg, unter welchen Bedingungen digitale Medien dazu beitragen, Lernprozesse in der Hochschullehre zu aktivieren. Ziel dabei ist es, den nationalen wie internationalen Stand in diesem Bereich sowie Praxiserfahrungen mit dem mediengestützten Lernen in verschiedenen Fächerkulturen zu erfassen und zu analysieren.
Die Vertreterinnen und Vertreter der geförderten Projekte werden ihre Vorhaben bei einer Auftaktveranstaltung am 3. und 4. Juli in den Räumen des BMBF präsentieren, um mit Expertinnen und Experten der wissenschaftlichen und anwendungsnahen Fachgebiete aktuelle Fragestellungen zu diskutieren.
BMBF / TU Kaiserslautern / Alexander Pawlak