Der Polarisator
Im neuen historischen Rätsel von Physik in unserer Zeit geht es um einen Optikprofessor mit Hang zu Fotografie und Kunst. Auf die Gewinner warten drei Buchpreise.
Bewunderer attestierten ihm, er habe noch mehr Facetten als seine bekannteste Erfindung. Sie spielen auf das ins Unendliche vervielfältigte, bunte Parkettmuster an, das man sieht, wenn man durch das Gerät blickt. Diese Erfindung aus dem Jahre 1816 kann man noch heute in fast jedem Spielzeugladen kaufen.
Reich wird der Physiker jedoch damit nicht, obwohl er es sich sogar patentieren lässt (was ihn aber nicht vor massenhafter Produktpiraterie bewahrt). Er selbst hielt vermutlich ohnedies andere Entdeckungen für bedeutender – zum Beispiel die Sache mit der Polarisierung von reflektiertem Licht. Diese Entdeckung wird die Grundlage dafür, dass Fotografen heute Polfilter auf die Objektive schrauben, wenn sie Lichtreflexe an Glasscheiben ausmerzen wollen.
Darauf kommt er kurz vor der Sache mit dem Spielzeug. In dieser Zeit arbeitet er als hoch angesehener Physikprofessor und Universitätsrektor. Gestartet war er indessen auf einem ganz anderen Gebiet: der Theologie. Mit zwölf war er aus der schottischen Provinz an die Universität von Edinburgh gekommen, um dieses Fach zu studieren. Doch irgendwann muss er sich eingestehen: für öffentliche Auftritte ist er nicht geboren. Seine erste Predigt bleibt zugleich seine letzte. „Er schwor sich, diesen Job nie wieder zu machen. Für die Kirche von Schottland war das schade, für die Wissenschaft gut“, erinnert sich einer seiner Kollegen.
Auch später, als Physikprofessor mit Schwerpunkt Optik behindert ihn seine Schüchternheit. So konzentriert sich der Gesuchte auf das geschriebene Wort: Mehr als 20 Jahre lang gibt er die „Edinburgh Encyclopedia“ heraus. Zu seiner umfangreichen Publikationsliste gehören auch zwei Biographien Newtons und zahlreiche andere populärwissenschaftliche Werke.
Denn nicht nur die Polarisation und die Anfänge der Fotografie reizen ihn: Er beeindruckt seine Zeitgenossen auch durch viele andere Interessen und einen entsprechend großen und sehr illustren Freundeskreis, in dem auch Kunst und Literatur diskutiert werden. Zu seinen Gästen gehören Promis wie der Schriftsteller Walter Scott und der Maler Joseph Turner.
Für seine facettenreiche Arbeit wird er vielfach ausgezeichnet – und schließlich sogar zum Ritter geschlagen. Die Stieftochter, die seine zweite Frau mit in die Ehe bringt, betrachtet den Gesuchten aus der Distanz: Er sei ein „Mann mit starker Persönlichkeit, starker Konstitution und großem persönlichem Charme, wenn er sich denn dazu entschloss, diesen zu gebrauchen.“
Wer war der Physiker mit der Angst vor öffentlichen Auftritten? Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte an: Physik in unserer Zeit, Wiley-VCH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, oder schreiben Sie eine Email an: thomas@buehrke.com. Absender nicht vergessen! Einsendeschluss ist der 15.4.2013. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir verlosen drei Exemplare des Buches Physik kompakt für Dummies von Steven Holzner.
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
A. Loos: Der Polarisator, Phys. Unserer Zeit 44(2), 101 (2013); DOI:10.1002/piuz.201390021