27.01.2006

Deutsche Industrie zuversichtlich

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) rechnet mit 1,5 bis 1,8 Prozent Wirtschaftswachstum im Jahr 2006.


Berlin (dpa) - Die deutsche Industrie geht mit Zuversicht in das Jahr 2006. Dieses Jahr «könnte mit einem Quentchen Glück das stärkste seit langem werden», sagte BDI-Präsident Jürgen Thumann am Donnerstag in Berlin. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) rechnet mit 1,5 bis 1,8 Prozent Wirtschaftswachstum in diesem Jahr. «Die Konjunktur nimmt sichtbar Fahrt auf.»

Tragender Pfeiler des Aufschwungs sei der Export. «Wir erwarten einen Ausfuhrzuwachs von mindestens 7 Prozent», sagte Thumann. Aber auch die Anzeichen für eine allmähliche Belebung der Binnennachfrage würden deutlicher. Damit die Belebung der Konjunktur im kommenen Jahr aber nicht abrupt gestoppt werde, dürfe das Wachstum nicht unter 2 Prozent liegen. Sonst gebe es keinen spürbaren Zugewinn an Arbeitsplätzen. Die von der Regierung im Jahreswirtschaftsbericht für 2006 erwarteten 1,4 Prozent seien jedenfalls zu wenig.

Der BDI-Präsident forderte die Bundesregierung erneut ihre für 2007 beschlossene Mehrwertsteueranhebung zu überdenken. «Wir regen nur an», darüber nachzudenken, ob bei positiver Entwicklung des Steueraufkommens die Anhebung von 3 Prozentpunkten «in voller Höhe» notwendig sei. Ein Teil Mehreinnahmen müssten aber auf jeden Fall zur Senkung der Lohnnebenkosten eingesetzt werden. Die Bundesregierung will einen Prozentpunkt zur Finanzierung der Arbeitslosenversicherung einsetzen und zwei Punkte zur Haushaltskonsolidierung. Der Mehrwertsteuersatz soll von 16 auf 19 Prozent steigen.

Deutschland habe ein Potenzial, das den Wachstumsraten der Weltwirtschaft entspreche und dieses liege bei 3 bis 4 Prozent, bekräftigte Thumann. Diese Einschätzung hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zuvor bereits kritisiert und als unrealistisch zurückgewiesen.

Thumann verwies im Zusammenhang mit der Arbeitsplatzverlagerung beim Nürnberger Haushaltsgerätehersteller AEG nach Polen auch auf die Chancen der EU-Osterweiterung und der Globalisierung insgesamt. Deutschland habe von dieser Internationalisierung wirtschaftlicher Prozesse insgesamt gewonnen. Gleichwohl könne er die Ängste der Menschen um ihren Arbeitsplatz verstehen.

Seit der Osterweiterung 2004 seien aber 150 000 Arbeitsplätze in Deutschland entstanden, 130 000 seien ins europäische Ausland verlagert worden. Es gelte, durch Innovationen und Investitionen mit Niedriglohnländern komplementäre Produktionsstätten und -abläufe aufzubauen, so könnten in Deutschland zumindest die Arbeitsplätze gehalten werden.

Thumann bekräftigte die Forderung seines Verbandes nach einem Tarifrechtsrahmen, der branchen- und firmenorientiert differenzierte Gehaltsabschlüsse zulasse. Von daher lehne er die flächendeckend erhobene Gehaltsforderung der IG Metall von fünf Prozent ab. Wenn differenzierte Gehaltsabschlüsse schon vor Jahren möglich gewesen wären, wäre es mit der AEG auch nicht so weit gekommen.

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