14.01.2013

Deutsche Schüler helfen bei Asteroiden-Entwarnung

Beobachtungen mit den beiden über das Internet fernsteuerbaren Faulkes-Teleskopen tragen zur genaueren Bahnbestimmung von Apophis bei.

Seit seiner Entdeckung am 19. Juni 2004 sorgt der Asteroid Apophis für Schlagzeilen, denn während sich der Großteil der mittlerweile über 600.000 bekannten Asteroiden in unserem Sonnensystem auf Umlaufbahnen bewegen, die zwischen denen der Planeten Mars und Jupiter liegen, kommt der zunächst als 2004 MN4 bezeichnete Himmelskörper der Erde etwa alle achteinhalb Jahre der Erde besonders nahe. Er zählt daher und aufgrund seiner Größe von mehr als 325 Metern zu den potentiell gefährlichen Asteroiden (engl. Potentially Hazardous Asteroids, kurz PHAs), deren Umlaufbahnen näher als 7,5 Millionen Kilometer an die Erdumlaufbahn heranreichen und die bei einem Einschlag auf der Erde mindestens regionale Zerstörungen anrichten.

Abb.: Aufnahmen des Asteroiden Apophis (im roten Quadrat) im Abstand von zehn Minuten (oben zu unten) zu gleichen Zeiten von zwei verschiedenen Standorten; Australien (links Spalte) und Hawaii (rechts; Bilder: FTP / Metzendorf & Penselin et al.)

Seine Umlaufbahn führt Apophis im April 2029 bis auf etwa 30.000 Kilometer an die Erdoberfläche heran. Damit bewegt er sich unterhalb der geostationären Satelliten im Erdorbit. Während des nahen Vorbeiflugs wird sich durch das Schwerefeld der Erde seine Umlaufbahn verändern, und es war nicht auszuschließen, dass er sieben Jahre später, am 13. April 2036, auf die Erde stürzt.

Am 9. Januar 2013 kehrte Apophis erstmals nach seiner Entdeckung wieder in die Nähe der Erde zurück, allerdings kam er nur bis auf 14,6 Millionen Kilometer – die 38-fache Erde-Mond-Entfernung – heran. Am 8. Januar 2013, dem Tag vor der größten Annäherung, bot sich dem Albert-Schweitzer-Gymnasium in Crailsheim (ASG) und dem Lessing-Gymnasium in Lampertheim (LGL) die Gelegenheit, Aufnahmen von Apophis zu machen. Beide Schulen haben im Rahmen eines Pilotprojekts mit dem Haus der Astronomie HdA Zugang zu den über das Internet fernsteuerbaren 2-Meter-Faulkes-Teleskopen auf Hawaii und in Australien, die ansonsten in erster Linie von britischen Schulen für Himmelsaufnahmen genutzt werden.

Die beiden HdA-Partnerlehrer Matthias Penselin und Martin Metzendorf verfolgten Apophis simultan mit beiden Teleskopen über eine halbe Stunde hinweg. „Aus den Bildern lässt sich nicht nur die Position von Apophis am Himmel zum Zeitpunkt der Aufnahmen exakt rekonstruieren, wir können außerdem aus der Differenz der an den beiden Standorten gemessenen Himmelskoordinaten, die sich durch die leicht unterschiedliche Blickrichtung von Australien und Hawaii auf Apophis vor dem Hintergrund weit entfernter Sterne ergibt, mit einfachen geometrischen Methoden direkt die Entfernung von Apophis während der Beobachtungen ermitteln“, erläutert Penselin, der die die Idee zu diesem außergewöhnlichen Projekt hatte.

Metzendorf war sofort begeistert, und gemeinsam reservierten beide Schulen zeitgleiche Beobachtungszeit an den beiden Faulkes-Teleskopen. „Wir setzen die Faulkes-Teleskope regelmäßig im Unterricht ein. Unsere Schüler haben dabei nicht nur die Chance selber die Teleskope zu steuern und eigene Bilder vom Himmel zu machen, sondern erleben gleichzeitig, wie professionelle Astronomen heutzutage arbeiten und welche Technik sie dabei zur Verfügung haben. Die Apophis-Beobachtungen sind aber nochmal wieder etwas ganz Besonderes“, erläutert Metzendorf. Nun können sich die Schüler der beiden Schulen mit der Bestimmung der Parallaxe auseinandersetzen.

Zunächst einmal waren die gewonnenen Messungen aber sehr wertvoll für die exakte Bestimmung der Umlaufbahn von Apophis und wurden daher noch am selben Tag von Lothar Kurtze vom Faulkes Telescope Project zur Auswertung an das Minor Planet Center der Internationalen Astronomischen Union weitergeleitet, das die weltweit gewonnenen Beobachtungsdaten aller Asteroiden sammelt. Damit haben die Aufnahmen der beiden Schulendazu beigetragen, für 2036 Entwarnung zu geben.

HdA / OD

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