07.11.2014

Die dunkle Seite des Kometen

Rosetta liefert im Streu­licht einen ers­ten Blick auf die Nacht­region von Tschur­jumow-Gera­si­menko.

Seit Monaten schon liegt die Südseite des Kometen 67P/Chury­umov-Gera­simenko in ewiger Dunkel­heit. Strukturen oder auch nur grobe Formen sind dort unmöglich zu erkennen. Lediglich das Streulicht von Staub­partikeln in der Umgebung des Kometen lässt einige Ober­flächen­merkmale erahnen. Und in diesem Licht hat Osiris, das Kamera­system an Bord der ESA-Raumsonde Rosetta, jetzt einen ersten Blick auf den Kern geworfen.

Abb.: Seitdem Rosetta im August am Kometen 67P eingetroffen ist, hat das Kamerasystem Osiris den Großteil der Oberfläche kartiert. Auf diese Weise wurden beein­druckende Strukturen wie etwa steile Klippen und Brocken sichtbar. Die Südseite von 67P ist jedoch noch völlig uner­forscht. (Bild: ESA / MPS / OSIRIS Team)

Da die Rotationsachse des Kerns nicht senkrecht auf der Bahn­ebene steht, sondern gekippt ist, liegen Teile der Ober­fläche zeit­weise in dauerhaftem Dunkel. Seit einigen Monaten erfährt die Südseite des Schweif­sterns eine solche Polar­nacht. Gleich­zeitig könnte die dunkle Seite des Kometen helfen, die Aktivität des Körpers besser zu verstehen. „Wenn 67P seinen sonnen­nächsten Punkt erreicht, trennen ihn nur etwa 186 Millionen Kilometer von unserem Zentral­gestirn. In dieser Phase wird gerade diese Südseite beleuchtet und ist somit besonders hohen Tempera­turen und starker Strahlung ausgesetzt“, sagt der Leiter des Osiris-Teams, Holger Sierks, vom MPI für Sonnen­system­forschung in Göt­tingen.

Die Wissenschaftler vermuten deshalb, dass diese Seite am stärksten von der Aktivität des Kometen gezeichnet ist. „Wir sind schon sehr gespannt auf den Mai nächsten Jahres. Dann endet die Polar­nacht, und wir können die Südseite endlich genau betrachten“, so Sierks.

Abb.: Durch das Licht, das Staub­teilchen aus der Koma des Kometen zurück­streuen, lassen sich auf dem Kern von 67P einige Ober­flächen­struk­turen erahnen. Diese Aufnahme gewann die Osiris-Kamera am 29. September 2014 aus einer Entfer­nung von etwa 19 Kilometern. (Bild: ESA / MPS / OSIRIS Team)

Bis dahin bietet ein Bild aus den vergangenen Wochen einen kleinen Vor­ge­schmack. Darin beleuchtet das Streu­licht, das Staub­teilchen innerhalb der Koma des Kometen reflek­tieren, seine dunkle Seite. Dadurch lassen sich einige Ober­flächen­strukturen erahnen. „Einer normalen Kamera würde diese winzige Licht­menge kaum weiter­helfen”, erklärt Teammitglied Maurizio Pajola vom Center of Studies and Activities for Space der Uni­ver­sität Pardua in Italien.

Während gewöhnliche Kamaras Informationen in 8 Bits pro Pixel speichern und somit nur 256 verschiedene Grau­stufen unter­scheiden können, ist Osiris eine 16-Bit-Kamera. Das bedeutet, dass ein einzelnes Bild mehr als 65.000 Grau­stufen enthalten kann – deutlich mehr als etwa ein Com­puter­bild­schirm darzu­stellen in der Lage ist. „Aus diesem Grund kann Osiris schwarze Ober­flächen, die dunkler als Kohle sind, und weiße Regionen so hell wie Schnee in ein und dem­selben Bild abbilden“, so Pajola.

Die Osiris-Wissenschaftler nutzen diese hohe dyna­mische Band­breite nicht nur, um in das Dunkel der Polar­nacht zu blicken, sondern auch, um Informa­tionen über Regionen zu erhalten, die in manchen Bildern für kurze Zeit im Schatten liegen.

MPG / OD

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