Die Farben der alten Meister
Röntgenuntersuchungen zeigen, welche Farben in berühmten Gemälden Veränderungen unterliegen.
Van Goghs berühmte Sonnenblumen verändern mit der Zeit ihre Farbe. Ursache ist die Mischung der Pigmente, die der niederländische Meister für sein Gemälde verwendet hat. Das belegt eine aufwendige Röntgenuntersuchung der Sonnenblumen-
Abb.: Sonnenblumen, 1889, Vincent van Gogh (1853-1890) (Bild: Van Gogh Museum Amsterdam, Vincent van Gogh Foundation)
Vincent van Gogh (1853-1890) ist berühmt für seine leuchtend gelben Farben. Der Niederländer verwendete sogenanntes Chromgelb, eine Verbindung aus Blei, Chrom und Sauerstoff. „Das Pigment existiert in unterschiedlichen Schattierungen, und nicht alle davon sind dauerhaft lichtbeständig“, erläutert Monico. „Helleres Chromgelb mit einer Beimischung von Schwefel ist anfällig für eine chemische Veränderung unter Lichteinfluss, durch die das Pigment nachdunkelt.“ Lichtbeständiges Chromgelb hat die Summenformel PbCrO4, lichtempfindliches dagegen PbCr1-xSxO4, (wobei x größer als etwa 0,4 ist).
Die Forscher untersuchten die Sonnenblumen aus dem Jahr 1889 darauf, ob van Gogh darin verschiedene Chromgelb-Varianten verwendet hat. Der Niederländer hat das Bild drei Mal gemalt. Je eine Variante hängt in der National Gallery in London, im Seji Togo Memorial Sompo Japan Nipponkoa Museum of Art in Tokio und im Van-
Abb.: Mikroskopaufnahme einer Farbprobe aus dem Bereich des Tisches (unterer Gemälderand) auf dem untersuchten Sonnenblumen-Gemälde (oben; Bild: The Netherlands Cultural Heritage Agency, RCE, Amsterdam). Auf der Oberfläche der Farbprobe hat sich das Chromgelb verändert, wo CrIII-Verbindungen (grün) die orangegelben CrVI-Verbindungen (rot) ersetzt haben (unten; Bild: L. Monico et al.).
An der Europäischen Synchrotronstrahlungsquelle ESRF in Grenoble untersuchte das Forscherteam den chemischen Zustand der Farbproben. Wenn lichtempfindliches Chromgelb nachdunkelt, wird das Chrom von seinem höchsten Oxidationszustand CrVI in den Zustand CrIII reduziert. Tatsächlich konnten die Wissenschaftler an der Oberfläche der Farbpartikel einen relativen Anteil von 35 Prozent CrIII messen. „Zumindest an den beiden untersuchten Stellen, von denen die Farbproben stammen, ist in den Sonnenblumen eine Farbveränderung durch eine Chromgelb-
Die Sonnenblumen haben ursprünglich also möglicherweise anders ausgesehen als heute. Mit einem mobilen Scanner haben die Wissenschaftler Bereiche auf dem Amsterdamer Gemälde identifiziert, die künftig besonders genau auf Farbveränderungen hin beobachtet werden sollten. „Da Chromgelb-
DESY / DE