13.10.2017

Die ferne Seite der Milchstraße

Vermessung der Spiralstruktur liefert besseres Bild unserer Galaxie.

Astronomen vom MPI für Radioastronomie in Bonn und vom Harvard-Smith­sonian Center for Astro­physics in den USA haben mit dem Very Long Base­line Array VLBA die Ent­fer­nung zu einem Stern­ent­stehungs­gebiet ver­messen, das sich jen­seits des galak­tischen Zentrums auf der anderen Seite der Milch­straße befindet. Ihr Mess­resultat bringt sie tief in den „Terra Incog­nita“-Bereich der Galaxis und ver­doppelt den bis­he­rigen Rekord­wert für eine Ent­fer­nungs­bestim­mung inner­halb der Milch­straße.

Abb.: Künstlerische Darstellung der Milch­straße mit der Posi­tion der Sonne und dem Stern­ent­ste­hungs­gebiet G007.47+00.05 auf der ent­gegen­gerich­teten Seite im Scutum-Centaurus-Spiral­arm. (Bild: B. Saxton, NRAO, AUI, NSF / R. Hurt, NASA)

Die meiste Materie in der Galaxis befindet sich in einer flachen Scheibe, in die auch unser Sonnen­system ein­ge­bettet ist. Da wir die Milch­straße nicht von außen betrach­ten können, kann ihre Struktur ein­schließ­lich des Ver­laufs ihrer Spiral­arme nur durch die Bestim­mung des Abstands zu ein­zelnen Objekten an unter­schied­lichen Posi­tionen der Galaxis ver­messen werden. Die Astro­nomen ver­wenden dafür die Mess­technik der trigo­no­me­trischen Paral­laxe, bei der die schein­bare Ver­schie­bung der Posi­tion eines astro­no­mischen Objekts am Himmel bei der Betrach­tung von entgegen­gesetzten Posi­tionen der Erd­bahn bei ihrem Lauf um die Sonne gemessen wird.

Je kleiner der gemessene Winkel, desto größer die Entfernung. Im Rahmen des Projekts „Bar and Spiral Struc­ture Legacy“ messen Astro­nomen Paral­laxen in der Milch­straße mit dem VLBA, einem konti­nen­talen Radio­tele­skop-Netz mit zehn über Nord­amerika, Hawaii und die Karibik ver­teilten Antennen. Die neuen VLBA-Beob­ach­tungen aus den Jahren 2014 und 2015 ergeben eine Ent­fer­nung von mehr als 66.000 Licht­jahren für das Stern­ent­ste­hungs­gebiet G007.47+00.05 auf der entgegen­ge­setzten Seite der Milch­straße. Der vor­herige Rekord für eine Paral­laxen­mes­sung in der Milch­straße lag bei etwa 36.000 Licht­jahren.

“Die meisten Sterne und das meiste Gas in unserer Milch­straße liegen inner­halb der mit der neuen Messung erziel­ten Reich­weite. Mit dem VLBA haben wir jetzt das Poten­zial, eine genü­gende Anzahl von Ent­fer­nungen abzu­leiten, um damit Form und Ver­lauf der Spiral­arme in unserer Galaxis zu bestimmen“, erklärt Alberto Sanna vom MPI für Radio­astro­nomie.

In der Milchstraße gibt es Hunderte solcher Sternentstehungs­gebiete mit darin ent­hal­tenen Maser­quellen. „Wir haben insge­samt eine Viel­zahl von Meilen­steinen für unser Ver­mes­sungs­projekt. Aber diese hier ist etwas ganz spezi­elles: ein Blick quer durch die Milch­straße ent­lang ihres Zentrums bis weit hinaus auf die andere Seite“, sagt Karl Menten vom MPI für Radio­astro­nomie. Das Ziel der Astro­nomen ist es, aufzu­zeigen wie unsere Milch­straße genau aus­sehen würde, wenn man von oben auf die gewal­tige Spirale blicken könnte. „Inner­halb der näch­sten zehn Jahre sollten wir ein ziem­lich kom­plettes Bild erhalten“, sagt Mark Reid vom Harvard-Smith­sonian Center for Astro­physics.

MPIfR / RK

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