11.12.2025

Direkter Sprung ins Terahertz

Dirac-Materialien ermöglichen effiziente Signalumwandlung bei Raumtemperatur.

Highspeed-Internet, autonomes Fahren, Internet der Dinge: Datenströme wachsen weltweit in rasantem Tempo. Doch klassische Funktechnologien stoßen an ihre Grenzen: Je höher die Datenrate, desto schneller müssen Signale übertragen werden. Wie Forschende des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf nun gezeigt haben, lassen sich schwache Funksignale mit einem nur wenige Dutzend Nanometer dünnen Material effizient in deutlich höhere Frequenzen umwandeln. Und das sogar bei Raumtemperatur. Die Ergebnisse eröffnen Perspektiven für künftige Mobilfunkgenerationen und hochauflösende Sensorik.

An der TELBE-Terahertz-Quelle untersucht Tatiana Aureliia Uaman Svetikova, wie ultradünne Dirac-Materialien Funksignale bei Raumtemperatur in wesentlich höhere Terahertzfrequenzen umwandeln können.
An der TELBE-Terahertz-Quelle untersucht Tatiana Aureliia Uaman Svetikova, wie ultradünne Dirac-Materialien Funksignale bei Raumtemperatur in wesentlich höhere THz-Frequenzen umwandeln können.
Quelle: Oliver Killig / HZDR

Je mehr Daten gleich­zeitig übertragen werden sollen, umso höher muss die verwendete Träger­frequenz sein. Das führt dazu, dass die Forschung mittler­weile bis in den Tera­hertz-Bereich vordringt. Dieses Frequenz­spektrum liegt jenseits des heute im Mobil­funk verwen­deten Mikro­wellen­bereichs und ist bislang techno­logisch nur schwer zugäng­lich. „Fre­quen­zen bis in den Terahertz-Bereich zu erhöhen und dann mit ihnen zu arbei­ten, ist aktu­ell sehr inef­fi­zient“, erklärt Georgy Astakhov, Leiter der Abtei­lung Quanten­techno­logien am Institut für Ionen­strahl­physik und Mate­rial­for­schung am HZDR. Der Grund dafür ist, dass die Signale für hohe Fre­quen­zen ver­stärkt und stabi­li­siert wer­den müs­sen, was bis­lang viel Energie und kom­plexe Ver­stärker­schal­tungen erfor­dert. „Unser Ansatz zeigt, dass es deut­lich ein­fa­cher gehen kann.“

Für das Experiment nutzte das Team einen hauch­dünnen Film aus Queck­silber­tel­lu­rid. Dieses Mate­rial gehört zur Klasse der Dirac-Mate­ri­alien. In diesen beson­deren Stof­fen bewegen sich Elek­tronen so, als hätten sie kaum Masse. Dadurch reagieren sie extrem schnell auf elektro­magne­ti­sche Fel­der. Das macht sie besonders geeignet, wenn Sig­nale be­schleu­nigt oder ge­mischt werden sollen.

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Interessanterweise ist das verwendete Material keines, das erst kürz­lich entdeckt wurde. Queck­silber­tellu­rid wird seit Jahr­zehnten etwa in Infra­rot-Detek­toren einge­setzt. Neu ist jedoch die präzise Kon­trolle eben jener elektro­nischen Eigen­schaften, die den Stoff zu einem Dirac-Material machen. Das eröffnet Möglichkeiten, an die früher nicht zu denken war. „Der ent­schei­dende Moment unserer Arbeit war, als wir das Signal bei Raum­tempera­tur deut­lich gesehen haben“, sagt Tatiana Aureliia Uaman Svetikova, Dokto­randin am HZDR. „Denn das ist beson­ders heraus­fordernd, weil das Signal leicht im Hinter­grund­rauschen ver­schwin­det.“ Deshalb mussten ver­gleich­bare Expe­ri­mente bisher immer extrem gekühlt werden.

Ebenfalls erstaunlich war die Umwandlungs­effizienz, mit der das Team einen neuen Meilen­stein setzen konnte. Die lag bei über zwei Prozent. Für den Tera­hertz-Bereich ist das ein außer­gewöhn­lich hoher Wert. Denn bei bishe­rigen Ansätzen lag die Effi­zienz solcher Frequenz­umwand­lungen oft im Bereich von 0,01 bis 0,1 Prozent.

Um das Signal im allgegen­wärtigen Hinter­grund­rauschen zu erkennen, nutzte das Team für seine Messungen das ELBE-Zentrum für Hoch­leistungs­strahl­quellen des HZDR. Denn dort bieten die Tera­hertz­quelle TELBE und der Freie-Elektronen-Laser FELBE hoch­präzise experi­men­telle Bedingungen. Für ihr Expe­riment mussten die Forschenden zwei Terahertz-Signale im rich­tigen Winkel, mit der richtigen Intensität und im richtigen Moment exakt zusammen­führen. „Das war eine große Heraus­forde­rung“, beschreibt Uaman Sveti­kova. „Wir mussten die Quellen sehr präzise abstimmen, um die Wechsel­wirkung klar heraus­zu­arbeiten.“ Erst diese kontrol­lierte Über­lage­rung machte die deut­liche Umwand­lung über­haupt messbar.

Die Ergebnisse zeigen, dass Dirac-Materi­alien eine zentrale Rolle in zukünftigen Hoch­frequenz­techno­logien spielen könnten. „Dirac-Materi­alien können schwache Funk­signale effizient in höhere Terahertz-Bereiche umwan­deln“, erklärt Astakhov. „Das eröffnet Perspektiven für drahtlose Kommunikation weit jenseits heutiger Mobil­funk­stan­dards bis hin zu künftigen 6G- und 7G-Systemen sowie für hoch­auflösen­des Radar und Sensorik.“

Bis zur Anwendung in Bauelementen ist jedoch noch Entwicklungs­arbeit nötig. Als nächsten Schritt plant das Team, die Struk­turen weiter zu verfeinern und auf unter­schied­liche Material­systeme zu über­tragen. Erst dann lässt sich prüfen, wie gut sich solche Terahertz-Mischer in reale Schal­tungen integrieren lassen. „Wir bewegen uns hier klar im Bereich der Grund­lagen­forschung“, fasst Astakhov zusammen. „Aber es ist ein Baustein, der den Weg in Richtung kompakter Hoch­frequenz­techno­logien weist.“ [HZDR / dre]

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Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf e. V. (HZDR)

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01328 Dresden
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