Doppelpendel mit Atomwolken
Schwingung gekoppelter Atomwolken an Grenze der Unschärferelation vermessen.
In vielen aktuellen Fragen in der Physik spielen komplexe Quantensysteme, zusammengesetzt aus gekoppelten einfachen Elementen, eine wesentliche Rolle. Sie sind auch ein ausgezeichnetes Modellsystem für neue Anwendungen in der Quantentechnologie. Auf diesem Gebiet forscht der Kaiserslauterer Nachwuchswissenschaftler Nicolas Spethmann, der sich zur Zeit im Rahmen des Marie-
Abb.: Schematische Darstellung des Quanten-Experiments: Zwei durch Licht gekoppelte Pendel (Bild: TU Kaiserslautern)
Für das Pendant aus der Quantenwelt wählten Spethmann und Kollegen als Pendel ultrakalte Gaswolken aus tausenden Atomen, die durch Lichtkräfte im Vakuum gehalten werden und sich mit den Gesetzen der Quantenmechanik beschreiben lassen. Die Kopplung zwischen beiden Gaswolken erfolgt durch den Austausch von Photonen. Um den winzigen Effekt einzelner Photonen zu verstärken, findet das Experiment zwischen fast perfekten Spiegeln statt, in denen ein einzelnes Photon bis zu einige zehntausend Mal hin und her reflektiert wird. Damit können die Wissenschaftler die quantenmechanische Kopplung der beiden Quantensysteme beobachten, indem sie die durch die Spiegel hindurch tretenden Photonen detektieren.
Nach den Gesetzen der Quantenmechanik bleibt der Beobachtungsvorgang allerdings nicht ohne Folge für das experimentelle System, sondern stört die gewünschte Dynamik der gekoppelten Quantensysteme. Diese Konsequenz der Heisenbergschen Unschärferelation können Spethmann und Kollegen charakterisieren. Es handelt sich um eine grundsätzliche Limitierung für quantentechnologische Anwendungen, die nicht durch einfache, technische Verbesserungen aufgehoben, sondern nur durch weitergehende Quantenkontrolle in einigen Fällen umgangen werden kann. Der große Erfolg der Studie ist es, in der Kopplung zweier Quantenvielteilchensysteme diese fundamentale Grenze zu erreichen.
Die Ergebnisse demonstrieren die Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen, mit Licht Quantenobjekte zu koppeln, und helfen, die Konsequenzen in Anwendungen der Quantentechnologie besser zu kontrollieren.
TU Kaiserslautern / DE