03.04.2017

Droht ein Vulkanausbruch in der Ägäis?

Expedition sammelt Daten für präzise 3D-Modelle der Unterwasservulkane.

Die Insel­gruppe Santorin in der süd­lichen Ägäis und der Meeres­boden davor sind Zeugen von gewaltigen Vulkan­ausbrüchen und starken seis­mischen Kräften. Meeres­wissenschaftler aus Deutschland und Griechen­land unter­suchen derzeit mit dem Forschungs­schiff Poseidon des Geomar Helm­holtz-Zentrums für Ozean­forschung Kiel die Region um Santorin, um das Wissen über die Gefahren des Vul­kanismus dort zu erweitern.

Abb.: Das autonome Unterwasserfahrzeug Abyss hat in den vergangenen drei Wochen Meeresboden in der südlichen Ägäis kartiert, um mehr über den Vulkanismus der Vergangenheit zu erfahren. (Bild: E. Wenzlaff / Geomar)

Heute schiebt sich die afri­kanische Erdplatte mit einer Geschwindig­keit von rund vier Zenti­metern pro Jahr unter die Ägäische Mikro­platte und verursacht so Vul­kanismus, Erdbeben und als Folge von beidem auch Tsunamis. Doch im Detail sind noch viele Fragen über die Prozesse im Meeres­boden offen. Um einige dieser Wissens­lücken zu schließen, ist derzeit das nach dem mytho­logischen Gott benannte Forschungs­schiff Poseidon im Gebiet der südlichen Kykladen im Einsatz.

In Zusammen­arbeit mit Forschern der Univer­sität Athen untersuchen die Kieler Meeres­forscher die Geschichte des Vul­kanismus rund um die Inselgruppe. Sie ist von großem wissen­schaftlichen Interesse, denn die heutigen Inseln sind Spuren der wohl größten Vulkan­eruption der vergangen 10.000 Jahre. Der Ausbruch ereignete sich um das Jahr 1600 v. Chr. und wird mit dem Ende der mino­ischen Kultur in Verbindung gebracht. Noch immer sind Vulkane auf Santorin und in der Umgebung aktiv.

Begonnen haben die Unter­suchungen Anfang März. Während der ersten dreiein­halbwöchigen Expe­dition setzte das Team in den Gewässern östlich von Santorin das autonome Unterwasser­fahrzeug (AUV) Abyss ein. Es konnte so fast 100 Quadrat­kilometer des Meeresbodens auf der Suche nach Spuren früherer tektonischer Aktivität und unter­seeischen Vulkan­ausbrüchen kartieren. Dabei vermaß das AUV Abyss auch den noch aktiven Unterwasser­vulkan Kolumbo mit einer bisher nicht erreichten Genauigkeit. „Diese Platten­tektonik wirkt seit Millionen von Jahren auf die Region ein. Einige der feinen Strukturen, die wir jetzt in den AUV-Karten sehen können, erzählen uns viel über die mögliche zukünftige Entwicklung der Vulkane“, erklärt der wissen­schaftliche Fahrt­leiter Mark Hanning­ton.

Das zweite Expeditions­team unter Leitung von Jörg Geldmacher wird in den kommenden drei Wochen unter anderem mit dem fern­gesteuerten Tauch­roboter ROV Phoca Proben von vul­kanischen Gesteinen aus den steilen Unter­wasser-Klippen Santorins sammeln, um die frühe Geschichte der Vulkane und die Entwicklung des Magmas zu verstehen. „Mit dem ROV Phoca werden wir außerdem die ersten hoch­auflösenden Foto-Mosaike des Meeres­bodens produzieren, aus denen anschließend präzise 3D-Modelle der Unterwasser­vulkane berechnet werden können“, erklärt Geldmacher.

Im Mai wird Armin Freundt schließlich eine letzte zweiwöchige Expe­dition führen, um Kerne von Tiefsee-Sedi­menten zu nehmen, die Informa­tionen über von hoch­explosive Eruptionen der vergangenen 160.000 Jahren enthalten. Diese Proben werden dazu beitragen, die Gefahren von vergangenen Erup­tionen als Maß für das Risiko aus zukünftigen vul­kanischen Aktivi­täten zu quanti­fizieren.

Geomar / JOL

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